Zum Tod von Sally Perel: "Botschafter für Frieden und Versöhnung"
Der Holocaust-Überlebende Sally Perel ist im Alter von 97 Jahren in Israel gestorben. Niedersachsens Ministerpräsident Stephan Weil (SPD) würdigte Perel und dessen Engagement gegen den Faschismus.
Man sei Perel dankbar dafür, dass er durch seine Aufklärungsarbeit zu den Nazi-Verbrechen während des Holocausts vor allem Kindern und Jugendlichen Toleranz und Respekt vermittelt und sie gegen rechtsextremes Gedankengut gewappnet habe. "Sally Perel hatte eine unglaubliche innere Stärke", sagte Weil. "Er hat nie vergessen, wer er ist, das war die letzte Bitte seines Vaters an ihn. Es muss ihm sehr schwergefallen sein, sich als Nazi auszugeben, um als Jude zu überleben." Perel war 1925 in Peine geboren.
Steinmeier: Deutschland wird Perel für immer dankbar sein
Auch Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier hat Sally Perel gewürdigt. Dieser habe die Herzen unzähliger Menschen mit seiner Autobiografie berührt, schrieb Steinmeier in einem Beileidsbrief an Angehörige, wie das Bundespräsidialamt am Freitag mitteilte. Steinmeier betonte, dass Deutschland Perel für immer dafür dankbar dafür sein werde, dass er den Deutschen die Hand zur Versöhnung gereicht und zahllosen jungen Menschen von seinem Schicksal berichtet habe. "Wir werden uns an ihn und sein Wirken, seine Herzensgüte und Weisheit erinnern und diese Erinnerung weitertragen."
Mit Energie und Charisma gegen Faschismus
Die Stiftung niedersächsische Gedenkstätten würdigten Perels Wirken zunächst auf Twitter. Man danke Perel für sein großes Engagement, jungen Menschen seine Geschichte zu erzählen, heißt es. "Seine Stimme wird fehlen, sein Vermächtnis bleibt." Das Bündnis gegen Rechts Braunschweig twitterte, Perel habe sich "bis zuletzt mit all seiner Energie und jeder Menge Charisma gegen Antisemitismus, Faschismus und rechte Ideologie" eingesetzt.
Heil über Perel: "Aufklärer und Mahner gegen das Vergessen"
Bundesarbeitsminister Hubertus Heil, in Hildesheim geboren und in Peine aufgewachsen, würdigte den Holocaust-Überlebenden als "Aufklärer und Mahner gegen das Vergessen". Perel sei "ein großartiger Mensch mit einer dramatischen Lebensgeschichte" gewesen, schrieb der SPD-Politiker am Freitag bei Twitter.
Braunschweigs OB Kornblum dankbar für Perels Wirken
Die Stadt Braunschweig hatte Perel 2020 für sein "unermüdliches Engagement gegen Rechtsextremismus, Antisemitismus und Fremdenfeindlichkeit" zum Ehrenbürger ernannt. Oberbürgermeister Thorsten Kornblum (SPD) sagte, er sei tief betroffen über den Tod Perels. "Zugleich empfinde ich große Dankbarkeit dafür, was er für Braunschweig und die Region getan hat. Unzählige Jugendliche haben durch seine Schilderungen ein konkretes Bild von der Zeit des Nationalsozialismus erhalten und dem unsagbaren Menschheitsverbrechen, das sich niemals wiederholen darf." Er sei den Jugendlichen auf Augenhöhe begegnet und "niemals anklagend" gewesen. "Er wird uns sehr fehlen, als Botschafter für Frieden, Versöhnung und Völkerverständigung, mit seiner großen Persönlichkeit, mit seiner Stärke und seinem Humor", erklärte Kornblum.
Hand zur Versöhnung ausgetreckt
Perel überlebte den Holocaust, weil er sich eine falsche Identität verschaffte. Er entging so 1941 der Erschießung durch deutsche Verbände und arbeitete dann einige Zeit als Dolmetscher für die Wehrmacht. 1943 kehrte er nach Niedersachsen zurück und begann bei Volkswagen in Braunschweig eine Lehre zum Werkzeugmacher. Volkswagen-Personalvorstand Gunnar Kilian sagte, das Unternehmen verliere mit Sally Perel einen Menschen, der die Hand zur Versöhnung ausgestreckt habe. "Er hielt uns an, Verantwortung für ein friedliches Miteinander zu übernehmen und hoffte dabei stets auf das Gute im Menschen." Das VW-Werk in Braunschweig fördert seit 2013 mit dem Sally-Perel-Preis Initiativen junger Menschen gegen Rassismus.
"Sally-Perel-Gesamtschule" trauert um Namensgeber
Die IGS Volkmarode heißt seit 2018 "Sally-Perel-Gesamtschule". In einer Mitteilung der Schule heißt es: "Wir werden Sally nicht vergessen, er bleibt ein Teil unserer Schulgemeinschaft." Bei seinem Engagement für die Erinnerungsarbeit habe sich Perel bei seinen Besuchen, Lesungen und intensiven Gesprächen immer wieder für Respekt, Toleranz und Gerechtigkeit eingesetzt.
"Hitlerjunge Salomon": Autobiographie 1990 verfilmt
Die polnische Regisseurin Agnieszka Holland verfilmte 1990 Perels Autobiographie unter dem Titel "Hitlerjunge Salomon". 1999 bekam Perel das Bundesverdienstkreuz überreicht.