VW-Rückruf geht in die zweite Runde
Volkswagen hat neue Termine für die zweite Rückrufwelle der vom Abgas-Skandal betroffenen Autos bekannt gegeben: Vom 30. Mai an sollen Autos mit 1,2 Litern Hubraum in die Werkstätten rollen. Das geht aus dem Brief hervor, den der Wolfsburger Autokonzern an die insgesamt 2,5 Millionen betroffenen Halter in Deutschland geschickt hat. Auch für die dritte Rückrufwelle hat der Wolfsburger Autokonzern bereits einen Starttermin genannt: Fahrzeuge mit 1,6 Litern Hubraum sollen ab vom 5. September an umgerüstet werden. Bei diesen mittelgroßen Motoren reicht ein Software-Update allein nicht aus. Hier muss auch ein Bauteil eingesetzt werden. Einen konkreten Werkstatt-Termin werde jeder Fahrzeug-Halter mit einem zweiten Schreiben erhalten.
Als nächstes ist der Passat dran
Die erste Rückrufwelle läuft bereits seit Ende Januar. Diese Welle betrifft die Motoren mit 2-Liter-Dieselmotoren. Bei diesen Modellen wird nur eine neue Software im Motorsteuergerät aufgespielt, Teile werden nicht getauscht. Den Anfang machte der Pick-up Amarok aus dem Hause VW Nutzfahrzeuge. Die Umrüstung verläuft nach Konzern-Angaben planmäßig. Mehr als die Hälfte der 8.400 zurückgerufenen Amaroks sei in den ersten drei Wochen der Aktion mit einer neuen Motorsteuerungs-Software ausgestattet worden. Am 29. Februar werden bestimmte Varianten des Passats in die Werkstätten gerufen. Das Kraftfahrt-Bundesamt gibt stufenweise die verschiedenen Modelle für den Rückruf frei.
In dem jetzt an die Halter verschickten Brief entschuldigt sich VW, das Vertrauen der Kunden enttäuscht zu haben. Alle Fahrzeuge seien auch ohne die Nachbesserung "technisch sicher und fahrbereit". Der Chef des Bundesverbands der Verbraucherzentralen, Klaus Müller, kritisierte im "Handelsblatt", dass VW den Kunden in Europa bislang keine Entschädigung angeboten hat. "In vergleichbarer Situation würde es kein Lebensmittelkonzern wagen, derart mit Informationen und Entschädigungsangeboten zu geizen."
Einigung mit US-Behörden zieht sich hin
Während sich VW mit deutschen Behörden relativ schnell auf ein Rückrufkonzept einigen konnte, dauert dieser Prozess in den USA deutlich länger. Nach Informationen des "Manager Magazins" rechnen Top-Manager von VW nicht damit, dass sich der Konzern mit den US-Behörden vor Ende März auf Lösungen einigen wird, wie die Manipulationen an den knapp 600.000 betroffenen Autos beseitigt werden können. Wahrscheinlich reichten auch die im vergangenen Jahr zurückgelegten 6,7 Milliarden Euro für Maßnahmen im Abgas-Skandal nicht aus, schreibt das Blatt unter Berufung auf Unternehmenskreise. In dem Betrag waren unter anderem Kosten für anstehende Rückrufe enthalten, aber nicht für mögliche Straf- und Schadenersatz-Zahlungen sowie Rückkäufe. Ein VW-Sprecher wollte den Bericht am Freitag nicht kommentieren. Einen ersten Rückrufplan hatten die US-Behörden abgelehnt und Nachbesserungen gefordert.
Zulieferer bekommen Abgas-Skandal zu spüren
Derweil macht sich bei Zulieferern rund um das VW-Stammwerk in Wolfsburg die Verunsicherung durch den Abgas-Skandal und VWs angekündigten Sparkurs bemerkbar. Bereits 15 Betriebe aus dem verarbeitenden Gewerbe und der Dienstleistungsbranche haben Kurzarbeit angemeldet. In einigen davon werde die Kurzarbeit schon angewendet, sagte Wiebke Saalfrank von der Arbeitsagentur Helmstedt. Betroffen seien bislang 300 Beschäftigte. Der Beratungsbedarf der Betriebe sei hoch. Außerdem gebe es in der Region im Vergleich zum Vormonat einen deutlichen Rückgang an freien Stellen. "Wir beobachten im Bereich Helmstedt, Wolfsburg und Gifhorn eine abwartende und vorsichtige Haltung der Betriebe", so Saalfrank weiter. Eine Einschätzung, die auch der Arbeitgeberverband der Region Braunschweig teilt.
Durchsuchungen bei VW in Südkorea
Unterdessen hat Südkorea den Druck auf den Wolfsburger Autobauer erhöht: Dort hat die Staatsanwaltschaft die VW-Niederlassung in Seoul durchsucht, wie die südkoreanische Nachrichtenagentur Yonhap unter Berufung auf das Büro der Staatsanwaltschaft in Seoul berichtet. Die Ermittler hätten Dokumente, Computer-Festplatten und den E-Mail-Verkehr mit der deutschen Konzernleitung sichergestellt. Nach Angaben von Yonhap werfen die Behörden VW vor, Anordnungen nicht befolgt und nur mangelhafte Rückrufpläne für mehr als 125.000 Diesel-Fahrzeuge eingereicht zu haben. Der Konzern betonte, sich mit dem Umweltministerium im Gespräch über einen "zusätzlichen Rückrufplan" zu befinden, der bald eingereicht werde.
Südkoreas Umweltministerium hatte den Rückruf der Fahrzeuge im November angeordnet, nachdem die Behörde eigene Abgastests an Autos der Marken VW und Audi durchgeführt hatte. Gegen den Chef von Audi Volkswagen Korea, Johannes Thammer, erstattet das Ministerium im Januar Anzeige.