VW-Dieselprozess: "Ein Scheitern war nicht erlaubt"
Im Betrugsprozess zur VW-Dieselaffäre hat das Landgericht Braunschweig am Donnerstag erstmals die angeklagten Ex-Manager befragt. Das Verfahren hatte vor drei Wochen in der Stadthalle begonnen.
Der Vorsitzende Richter sagte, so wolle er ein besseres Verständnis für die Arbeitsabläufe entwickeln. Unter anderem sagte ein Ingenieur zu dem Projekt "US 07" aus, mit dem VW einen "sauberen Diesel" auf den US-Markt bringen wollte. "Ein Scheitern an der Stelle war nicht erlaubt", sagte der Ex-Manager. Mit Vorgesetzten habe er allerdings nicht über die Einführung einer Umschaltfunktion gesprochen. Im September hatte der Mann bereits Fehler eingeräumt und gesagt, es versäumt zu haben, "rechtzeitig aus diesem Projekt auszusteigen". Die Hauptverantwortung für die mutmaßlich jahrelange Vertuschung schrieb er dem Topmanagement um Ex-Konzernchef Martin Winterkorn zu.
Wer wusste was zu welchem Zeitpunkt?
Die vier Angeklagten haben mit teils mehrstündigen Statements auf die Vorwürfe reagiert. Die Verbindungen sind kompliziert. Die Führungskräfte gaben in dem Verfahren teils Fehleinschätzungen zu, teils steht Aussage gegen Aussage. Die Ingenieure, die die illegale Abschalteinrichtung vorgeschlagen haben sollen, sagen sinngemäß: Wir äußerten Bedenken und warnten vor Konsequenzen. Die Vorgesetzten entgegneten: Es wurde über Probleme gesprochen, nie aber über ungesetzliches Handeln.
Verfahren gegen Winterkorn abgetrennt
Den vier Männern wird im sogenannten VW-Dieselskandal unter anderem gewerbs- und bandenmäßiger Betrug mit manipulierter Software vorgeworfen. Angeklagt ist auch Ex-Vorstandschef Martin Winterkorn. Der Verfahrenskomplex gegen den 74-Jährigen bleibt wegen dessen gesundheitlicher Probleme abgetrennt. Der Ex-Konzernchef ist sich "keines Fehlverhaltens bewusst". Für den großen Diesel-Prozess sind bis Sommer 2023 mehr als 130 Verhandlungstage geplant.