Razzia bei VW: Computer und Akten sichergestellt
Im Zuge der Ermittlungen wegen manipulierter Abgaswerte bei Volkswagen hat es am Donnerstag eine unangekündigte Razzia beim Wolfsburger Autobauer gegeben. Durchsuchungen wurden "insbesondere in der Konzernzentrale in Wolfsburg" sowie an anderen Orten "im Bereich Wolfsburg" durchgeführt, wie Oberstaatsanwalt Klaus Ziehe am Donnerstagnachmittag erklärte. Die Ermittler konfiszierten demnach Akten und Computer. Drei Staatsanwälte durchsuchten mit Unterstützung von rund 50 Kräften des Landeskriminalamts (LKA) Firmengebäude, Privathäuser und Wohnungen von jetzigen oder früheren VW-Mitarbeitern, so Ziehe.
Wer war an Manipulationen beteiligt?
Die Staatsanwaltschaft sucht nach eigenen Angaben mit Blick auf "in Betracht kommende Straftatbestände" Informationen darüber, welche Mitarbeiter von Volkswagen an der Manipulation beteiligt waren und wie sie dabei konkret vorgegangen sind. Mögliche Straftatbestände könnten laut Ziehe Betrug und Verstoß gegen das Gesetz gegen den unlauteren Wettbewerb sein. "Das sind im Moment ganz grob die Hauptpfeiler, auf denen wir unsere Ermittlungen aufbauen", sagte Ziehe. Die Auswertung der sichergestellten Daten werde wegen der großen Mengen dauern, kündigte Ziehe an: "Wir reden nicht von Kilobytes oder Megabytes, sondern von Terabytes." Er betonte, dass unter den derzeit Beschuldigten nicht der zurückgetretene VW-Chef Martin Winterkorn sei: "Das sind andere Personen."
VW: "Hohes Interesse" an schneller Aufklärung
Der Volkswagen-Konzern zeigte sich kooperationsbereit: "Wir werden die Staatsanwaltschaft bei der Ermittlung des Sachverhaltes und der verantwortlichen Personen nach besten Kräften unterstützen", sagte ein Sprecher. In Wolfsburg habe das Unternehmen den Ermittlern eine umfassende Sammlung von Dokumenten übergeben. Die Ermittlungen dienten "einer unverzüglichen und vollständigen Aufklärung, an der Volkswagen hohes Interesse hat", so der Konzernsprecher. VW hatte wegen der Manipulationen im September selbst Anzeige bei der Staatsanwaltschaft Braunschweig erstattet.
Skandal weitet sich aus
Volkswagen hatte vor einigen Wochen eingeräumt, mithilfe einer Software die Abgaswerte von Diesel-Autos in den USA manipuliert zu haben, sodass die Wagen bei Tests die zulässigen Werte nicht überschritten. Mittlerweile ist bekannt, dass auch Dieselfahrzeuge in Europa betroffen sind. VW räumte dies jüngst gegenüber NDR, WDR und Süddeutscher Zeitung ein.
Horn: Erst vor Kurzem von Manipulation erfahren
Der US-Chef von Volkswagen, Michael Horn, musste sich am Donnerstag unter Eid vor dem US-Kongress zu der Affäre äußern. Er habe erst vor wenigen Wochen von den Manipulationen durch die Software namens "Defeat Device" in den USA erfahren, so Horn. In einer vor der Anhörung veröffentlichten Stellungnahme hatte Horn erklärt, dass er schon im Frühjahr 2014 über mögliche Verstöße gegen Abgas-Regelungen informiert wurde. Sein Wissen sei jedoch nicht konkret gewesen: "Ich hatte keine Kenntnis davon, dass es einen 'Defeat Device' in unseren Autos gab", beteuerte Horn vor dem Kongress.