Prozess um Angriff auf Journalisten: Kritik an Polizeiarbeit
Im Prozess um den Angriff auf zwei Journalisten aus Göttingen hat am Freitag die Nebenklage harsche Kritik an der Arbeit der Polizei geübt. Die Tat ist mutmaßlich rechtsextremistisch motiviert.
Der Prozess vor dem Landgericht Mühlhausen (Thüringen) sei nicht wegen der Ermittlungsarbeit der örtlichen Polizei, sondern trotz deren Ermittlungen möglich geworden, hieß es vom Anwalt der Nebenklage. Es habe ein "System- und Strukturversagen" gegeben, so der Jurist in seinem Plädoyer. Die Situation habe sich erst verbessert, als das Thüringer Landeskriminalamt die Ermittlungen übernahm.
Zwei Journalisten schwer verletzt
Der Angriff ereignete sich im April 2018 in der Region Fretterode in Nordthüringen. Die beiden Journalisten aus Göttingen wurden dabei schwer verletzt. Die beiden heute 23 und 28 Jahre alten Angeklagten berufen sich auf Notwehr. Sie werden der rechten Szene zugeordnet.
Kamera verschwunden
Als konkrete Fehler der Polizei führte die Nebenklage an, Beamte hätten zugeschaut, als mehrere Personen unmittelbar nach der Tat Gegenstände aus und in das Auto der Angeklagten räumten. Bis heute sei zudem die entwendete Kamera der Journalisten verschwunden. In seinem Plädoyer sprach der Anwalt davon, die Tat sei als schwerer Raub und gefährliche Körperverletzung zu bestrafen. Dabei hätten die Angeklagten aus politischen Motiven gehandelt. "An diesem Tag sollten die Nebenkläger um jeden Preis zur Strecke gebracht werden", sagte einer der Anwälte. Ein konkretes Strafmaß wurde nicht genannt.
Staatsanwaltschaft fordert Jugendstrafe und Haftstrafe
Ende August hatte bereits die Staatsanwaltschaft für den jüngeren der Angeklagten eine Jugendstrafe von einem Jahr und neun Monaten auf Bewährung sowie für den älteren Angeklagten auf eine Freiheitsstrafe von drei Jahren und vier Monaten gefordert. Das Urteil wird Mitte September erwartet.