"NSU 2.0": Islamische Gemeinde wird erneut bedroht
Die türkisch-islamische Ditib-Gemeinde in Göttingen hat erneut einen Drohbrief erhalten. Niedersachsens Kultusministerin Julia Willie Hamburg (Grüne) verurteilt dies.
"Ich bin tief betroffen von den aktuellen Bedrohungen gegen die Gemeinde", sagte die Ministerin am Donnerstag in Hannover. "Faschismus und Hass gegen Muslime haben bei uns keinen Platz." Alle Bürger seien gefordert, die Demokratie jeden Tag aufs Neue zu schützen und zu verteidigen. Am Mittwoch hatte die Ditib-Gemeinde mitgeteilt, am 18. Mai erneut einen Drohbrief von Rechtsextremisten erhalten zu haben. Demnach enthält das Schreiben unter anderem die Passage "Kill all Islam". Der Brief sei mit "NSU 2.0" unterschrieben, auf dem Papier: Hakenkreuze. Der Staatsschutz ermittelt und analysiert das Schreiben.
Gemeinde: "Müssen achtsam sein"
Möglicherweise sind der oder die Täter von den Überwachungskameras der Moschee gefilmt worden, sagte der Sprecher der Gemeinde, Ali Serkan Sahbaz, dem NDR in Niedersachsen. "Wir sind gerade dabei, die Aufzeichnungen auszuwerten, um zu ermitteln, wer diesen Brief in den Postkasten geschmissen hat - ob das per Handeinwurf war oder über den direkten Postweg." Der Drohbrief habe keine Briefmarke gehabt, könnte also vom Täter oder der Täterin selbst eingeworfen worden sein. Die Polizei ermittelt nach Angaben der Gemeinde bislang noch gegen Unbekannt. Vieles sei unklar - etwa ob es sich um eine oder mehrere Personen handele und ob von vor Ort oder von außerhalb agiert werde, sagte Sahbaz. Man müsse daher achtsam sein.
Zweiter Drohbrief innerhalb kurzer Zeit
Die Göttinger Ditib-Gemeinde hatte bereits im November vergangenen Jahres ein ähnliches Drohschreiben erhalten. Die Gemeinde hatte nach eigenen Angaben daraufhin die Polizei eingeschaltet. Der Drohbrief sei zur Beweissicherung an den Staatsschutz übergeben worden. Göttingens Oberbürgermeisterin Petra Broistedt (SPD) habe sich mit den Gemeindemitgliedern solidarisch erklärt.