Maroder Wohnkomplex in Göttingen: Stadt ist machtlos
Mehrfach stand dieser Wohnkomplex in Göttingen in den Schlagzeilen: Abgeriegelt während Corona, Großeinsatz der Polizei. Nun ist das Gelände vermüllt, es schimmelt, eine Lösung ist nicht in Sicht.
Hunderte Polizeikräfte durchsuchten im Frühjahr mehrere Wohnungen der Anlage in der Groner Landstraße. Im Zuge dessen vollstreckten die Beamten fünf Haftbefehle. Verantwortliche der Stadt Göttingen gingen anschließend durch den Wohnkomplex, um sich ein Bild von dessen Zustand zu machen. Mit ernüchternden Ergebnissen: Müllberge, Baumängel, fehlender Brandschutz. Doch getan hat sich seitdem wenig, wie eine NDR Niedersachsen Reporterin berichtet.
Kein Strom, kein warmes Wasser, Türen fehlen
In vielen Wohnungen gibt es keinen Strom oder kein heißes Wasser, Türen sind kaputt oder fehlen, bei mehreren Familien findet sich schwarzer Schimmel an den Wänden. Die Flure sind offenbar seit Monaten nicht gereinigt worden, seit mehr als einem halben Jahr ist der Fahrstuhl defekt. Bewohner werfen Abfall aus dem Fenster, statt ihn hinunterzutragen - der Innenhof gleicht einer Müllhalde. Die Stadt schätzt, dass rund 700 bis 900 Personen in dem Komplex leben sollen.
Stadt hofft auf Investoren
Nach dem Einsatz im April hatte die Stadt 32 Tonnen Sperrmüll entsorgt. Außerdem hat sie ein Familienzentrum mit einer Kita und einem Jugendhaus aufgebaut. Um wirklich etwas verbessern zu können, müsste die Stadt die Gebäude aufkaufen und sanieren. Dafür fehle aber das Geld, sagt die Bürgermeisterin Petra Broistedt (SPD). Den Angaben zufolge gehören die meisten Wohnungen einer insolventen Wohnungsgesellschaft, die restlichen seien unter 80 verschiedenen Besitzern aufgeteilt. Die alle an einen Tisch zu bekommen, sei unmöglich, sagt Broistedt. Die Bürgermeisterin hofft, dass sich möglichst schnell ein Investor findet, der die Gebäude saniert.