Jens Kestner ist neuer AfD-Landesvorsitzender
Der AfD-Bundestagsabgeordnete Jens Kestner ist neuer Vorsitzender der AfD in Niedersachsen. Der 48-Jährige wurde am Sonnabend auf dem Landesparteitag in Braunschweig gewählt. Die bisherige Vorsitzende Dana Guth schaffte ihre angestrebte Wiederwahl damit nicht: In einer Stichwahl kam Kestner auf 52 Prozent, Guth auf 46 Prozent der Stimmen. Zur Wahl gestellt hatten sich zuvor auch Stefan Wirtz, Christopher Emden und Dietmar Friedhoff. Der neue Landesvorsitzende Kestner wird dem offiziell aufgelösten völkisch-nationalistischen "Flügel" in der AfD zugerechnet. Er kündigte an, verstärkt auf der Straße und mit Protestaktionen für die Politik der AfD zu kämpfen.
Parteitag startet mit Reden der Bundessprecher
Die AfD-Bundesvorsitzenden Tino Chrupalla und Jörg Meuthen hatten den zweitägigen Landesparteitag in Braunschweig am Sonnabend mit Begrüßungsreden eröffnet. Meuthen zeichnete dabei ein düsteres Bild von Deutschland, wie NDR 1 Niedersachsen berichtet. Die Bundesregierung und die anderen Partei versagten, so Meuthen. Für die AfD sei es höchste Zeit, als bürgerliche Kraft regierungsfähig zu werden. Chrupalla betonte, die AfD dürfe sich nicht teilen lassen, das Lagerdenken müsse enden. Er erhielt deutlich mehr Applaus von den rund 500 AfD-Mitgliedern als Meuthen, auf dessen Seite sich Dana Guth sieht.
Demonstranten verzögern Beginn
Die Reden von Meuthen und Chrupalla wurden vorgezogen, weil sich der Beginn des Parteitags verzögert hatte. Demonstranten hatten Zufahrtswege zum Veranstaltungsort Millenium Event Center blockiert. Laut Polizei wurden AfD-Mitglieder "umringt und angepöbelt". Als Einsatzkräfte sie geschützt hätten, seien diese von Demonstrierenden "massiv bedrängt" worden. Ein Polizist sei mit einem Regenschirm geschlagen worden. Nach "erfolgloser Ansprache der Teilnehmer der Gegenversammlung" habe man dann Zwang angewendet. "Dies erfolgte in abgestufter Form durch den Einsatz von Diensthunden mit angelegtem Beißkorb zum Abdrängen, den Einsatz von Pfefferspray und Einsatz des Schlagstocks", teilte die Polizei Braunschweig in einer Einsatzbilanz mit. "Unmittelbar danach beruhigte sich die Situation."
"Die Zivilgesellschaft unserer Stadt lebt"
Ein Großteil des Gegenprotests am Sonnabend verlief offenbar friedlich. Sebastian Wertmüller vom "Bündnis gegen Rechts" sprach von rund 4.000 Demonstrantinnen und Demonstranten, die an der Abschlusskundgebung des Bündnisses auf dem Schlossplatz teilgenommen hätten. Weitere 1.000 Menschen aus der Kulturszene hätten sich am Burgplatz getroffen. Die Polizei schätzte die Teilnehmerzahl auf 3.500 Personen. "Die Zivilgesellschaft unserer Stadt lebt und die AfD widert sie an", sagte Wertmüller. Er betonte, dass bei den Gegendemonstrationen durchweg Hygieneauflagen eingehalten worden seien. "Das unterscheidet uns von anderen", so Wertmüller. Den Hunde- und Tränengaseinsatz gegen Demonstranten vom Morgen kritisierte er. Er rief Betroffene und Zeugen auf, sich beim Bündnis zu melden. Am Sonntag kam es zu keinen weiteren Protesten. Auch in der Nacht sei es ruhig geblieben, teilte die Polizei Braunschweig mit.