Holzminden: Stadt und Landkreis investieren in insolvente Klinik
Der Landkreis und die Stadt Holzminden wollen das Gebäude des insolventen Agaplesion Krankenhauses kaufen. Die neue Struktur sieht auch erhebliche Einschnitte vor - darunter Betten- und Personalabbau.
Stadt und Landkreis haben in einer gemeinsamen Sitzung am Freitagabend den Kauf des Klinikgebäudes beschlossen. Der Insolvenzverwalter, der die Gehälter der Beschäftigten nur noch bis Ende November zahlen kann, bekommt so mehr Zeit, einen Investor zu finden. Für den Kauf soll eine eigene Gesellschaft gegründet werden. Stadt und Landkreis haben für das Hilfspaket in ihren Haushalten jeweils sechs Millionen Euro reserviert.
Geburtsklinik schließt, weniger Betten und Personal
Verbunden mit dem geplanten Konzept sind allerdings tiefe Einschnitte in der Struktur des Krankenhauses: Die Geburtsklinik soll geschlossen werden, die Notaufnahme soll nur noch von Montag bis Freitag geöffnet sein und die Zahl der Betten von 180 auf 40 reduziert werden. Folgen stehen auch für das Personal an: Von den bisher 450 Mitarbeitenden sollen nur 130 bleiben.
Stadt und Landkreis: Das "maximal Machbare"
Es handele sich um erhebliche und schmerzhafte Einschnitte, teilten Stadt und Kreis Holzminden mit. "Trotz intensivster Bemühungen" sei kein Betreiber gefunden worden, der das Krankenhaus mit der bisherigen Struktur habe weiterführen wollen. Die vorgesehene Struktur stelle nun das "maximal Machbare" dar. Durch die Einschränkungen könnten jährlich Kosten in Höhe von bis zu 4,2 Millionen Euro eingespart werden, hieß es. Laut Insolvenzverwalter Franz Ludwig Danko gibt es Interessenten für das Agaplesion Krankenhaus, aber die erwarteten ein Haus mit einem ausgeglichenen Ergebnis. Stadt und Landkreis würden mit ihrer Entscheidung für das Konzept die Tür für einen Erhalt des Krankenhauses offenhalten, so Danko.
Holzmindener befürchten schlechtere Versorgung
Viele Bürgerinnen und Bürger, die die Sitzung am Freitagabend verfolgten, sahen das anders und reagierten sichtlich enttäuscht und hörbar ärgerlich. Viele Holzmindener befürchten, dass sie bei Notfällen nicht mehr ausreichend versorgt werden. Während der gemeinsamen Sitzung von Rat und Kreistag hatten sie für ihr Krankenhaus demonstriert.