Atommülllager Asse: Einsickerndes Wasser nimmt neue Wege
Der Wassereintritt in das Atommülllager Asse im Landkreis Wolfenbüttel hat sich offenbar verändert. Salzlösung dringt nun auch in tiefere Schichten vor. In der Nähe lagern radioaktive Abfälle.
Ein dunkler Tunnel, tief im Berg, 725 Meter unter der Erde. Von der Decke hängen Stalaktiten, mehrere Zentimeter lange Salzablagerungen. Wasser tropft von oben in einen kleinen Graben. Was schön aussieht, bereitet dem Betreiber des Atommülllagers Asse große Probleme. Denn nur 25 Meter unter der Stelle lagern Tausende Fässer mit schwach- und mittelradioaktivem Atommüll. Das niedersächsische Umweltministerium bestätigte vergangenen Freitag, dass wahrscheinlich "täglich mehrere Kubikmeter Salzlösung in tiefere Bereiche des Grubengebäudes" liefen, in denen der überwiegende Teil der radioaktiven Abfälle lagere.
Wasser wird laut BASE abgefangen
Das Wasser komme demnach aber nicht in Kontakt mit dem Atommüll. Dies teilte auch das Bundesamt für die Sicherheit der nuklearen Entsorgung (BASE) mit. "Die Wegsamkeiten des bestehenden Zutritts innerhalb des Bergwerks haben sich in den vergangenen Wochen verändert", hieß es vom BASE. "Ein Teil der bislang auf der 658-Meter-Ebene aufgefangenen Lösung wird derzeit auf der 725-Meter-Ebene aufgefangen. Auf diesem Weg liegen keine Einlagerungskammern." Zuvor hatte der "Spiegel" über die Lage in dem ehemaligen Bergwerk bei Remlingen im Landkreis Wolfenbüttel berichtet.
Meyer: Radioaktiver Abfall muss schneller aus der Asse geholt werden
"Ich bin besorgt. Das Atomdesaster in der Asse schreibt ein neues Kapitel", sagte der niedersächsische Umweltminister Christian Meyer (Grüne). "Die Vorfälle zeigen, dass die Rückholung der radioaktiven Abfälle beschleunigt werden muss." Die Betreiberin müsse schnellstmöglich Maßnahmen ergreifen, um die unkontrollierte Ausbreitung von Salzlösung im Bergwerk zu verhindern und die Rückholung der radioaktiven Abfälle aus der Asse nicht zu gefährden. In der Schachtanlage liegen in 13 Kammern rund 126.000 Fässer mit schwach- und mittelradioaktiven Abfällen. Auch das BASE betont: Die Entwicklung mache deutlich, dass "die langzeitsichere Stilllegung der Asse und Notfallvorsorgemaßnahmen von der Betreiberin mit Nachdruck zu verfolgen sind".
Befragung von Verantwortlichen im Umweltausschuss des Landtags
Betreiberin der Asse ist die Bundesgesellschaft für Endlagerung (BGE). Aktuell versuchen Fachleute vor Ort laut BGE, mögliche Schadstellen ausfindig zu machen und zu reparieren. Zudem habe die BGE die komplette Sanierung der Hauptauffangstelle auf der 658-Meter-Ebene beantragt. Die Verantwortlichen der BGE sollen am 27. Mai im Ausschuss für Umwelt, Energie und Klimaschutz des Niedersächsischen Landtags in öffentlicher Sitzung Stellung nehmen und Fragen der Abgeordneten beantworten, wie das Umweltministerium ankündigte.