Wolf im Visier: Weidetierhalter fordern Abschuss ganzer Rudel
Wölfe schützen contra Herden schützen: Der Streit geht in die nächste Runde. Der Bauernverband hat gefordert, ganze Rudel zum Abschuss freizugeben. Aus Niedersachsen kommt Zustimmung.
Nicht länger reden, sondern handeln: Das fordert Jochen Rehse, Vorsitzender der Weidetierhalter Deutschland in Niedersachsen. Die Hürden für die Tötung problematischer Wölfe seien zu hoch. "Notfalls muss ein gesamtes problematisches Rudel entnommen werden dürfen", sagt Rehse. Zudem müsse der Herdenschutz vollumfänglich erstattet werden: "Die Weidetierhalter stehen wirtschaftlich mit dem Rücken an der Wand." Das Landvolk schließt sich der Forderung an. "Wir brauchen dringend diese Form der Regulierung, auch wenn uns klar ist, dass die Umsetzung nicht einfach sein wird", sagt Niedersachsens Landvolk-Vizepräsident Jörn Ehlers. Die Zahl der Wölfe in Niedersachsen gefährde die für den natürlichen Kreislauf und die Landschaft in Niedersachsen so wichtige Weidetierhaltung, so Ehlers.
Meyer zum Wolf: "Entnahme von ganzen Rudeln nicht zielführend"
Anders sieht das der niedersächsische Umweltminister Christian Meyer (Grüne). Es sei aktuell möglich, Rudel zu töten, sollte es sich um sogenannte Problemwölfe handeln, die "für erhöhte Nutztierschäden geschützter Tiere verantwortlich sind". Beliebige Tiere zu entnehmen - also zu töten -, die keine Nutztierschäden verursachten, käme einer Bejagung gleich, so Meyer. Diese sei nach EU- und Bundesrecht nicht erlaubt, da der Wolf in Deutschland weiterhin streng geschützt ist. "Eine Entnahme von ganzen Rudeln ohne Rechtsgrundlage ist daher in den Bundesländern nicht möglich und wäre auch nicht zielführend."
Bauernverband: Abschuss einzelner "Problemwölfe" reicht nicht
Der Deutsche Bauernverband hatte die Diskussion in dieser Radikalität unter der Woche zugespitzt. "Wir müssen nicht nur einzelne Problemwölfe, sondern auch ganze Rudel einfach entnehmen können", hatte Bernhard Krüsken am Mittwoch auf einer Pressekonferenz in Berlin gefordert. In den vergangenen Jahren seien deutschlandweit mehr als 4.000 Nutztiere gerissen worden, so Krüsken. Bei einer Zahl von 2.000 bis 2.500 Wölfen in Deutschland sei eine Koexistenz zwischen Wolf und Weidetierhaltung nur mit Herdenschutzmaßnahmen nicht mehr zu erreichen, so Krüsken. Anlass der Pressekonferenz war die Einladung des Bundesumweltministeriums zur Premiere der Dialogreihe "Weidetierhaltung und Wolf" am Donnerstag.