Weitere zehn Jahre Glyphosat? Uneinigkeit in Niedersachsen
Glyphosat ist Hauptbestandteil von Unkrautvernichtern - und steht im Verdacht, krebserregend sein. Die EU-Kommission will die Genehmigung um zehn Jahre verlängern. Die Reaktionen aus Niedersachsen sind gemischt.
In Privathaushalten ist der Einsatz des Mittels bereits verboten, auch ein Verbot für Landwirte wird seit vielen Jahren immer wieder diskutiert, vor allem Naturschutzverbände setzen sich dafür ein. Im Gegensatz zur Weltgesundheitsorganisation (WHO), die das Pestizid als möglicherweise krebserregend einstuft, bestreitet der Hersteller Bayer-Monsanto jedoch eine karzinogene Wirkung.
Staudte: Einfluss der Chemie-Lobby auf EU-Kommission problematisch
Nach dem Vorschlag der EU-Kommission vom Mittwoch, die Nutzung von Glyphosat weiter zu erlauben, kommt nun Kritik aus Niedersachsen, dem Agrarland Nummer eins in Deutschland. Der Naturschutzbund (NABU) fordert weiterhin ein Verbot, ebenso Niedersachsens Umweltminister Christian Meyer (Grüne). Deutschland müsse in der EU gegen Glyphosat stimmen, wie es im Koalitionsvertrag der Ampel stehe, sagte Meyer. Und Niedersachsens Landwirtschaftsministerin Miriam Staudte (Grüne) sagte, dass es ein Vertrauensbruch gegenüber der Mehrheit der Gesellschaft wäre, sollte die Genehmigung um zehn weitere Jahre verlängert werden. Der Einfluss der Chemie-Lobby auf die EU-Kommission erscheine ihr sehr problematisch. Vielmehr sollte über eine Pestizid-Abgabe diskutiert werden, so Staudte.
Landvolk: Gibt keine Studie in der EU, die gegen Glyphosat spricht
Die Landwirte allerdings brauchen Glyphosat, wie der Vize-Präsident des niedersächsischen Landvolks, Manfred Tannen, betont. Acker umpflügen als Alternative sei nicht im Sinne des Klimaschutzes, weil dann mehr CO2 freigesetzt werden würde. Roland Weber von der Obstbauversuchsanstalt in Jork sagt, dass Glyphosat durch vier bis fünf andere Wirkstoffe ersetzt werden müsse oder durch eine mechanische Unkrautbekämpfung, was im Bereich der Baumstämme auch die Wurzeln treffen würde. Eine derartige Behandlung würde laut Weber zu Ernteverlusten von bis zu 35 Prozent führen. Eine Landvolk-Sprecherin erklärt, dass es bislang keine Studien in der EU gäbe, die Glyphosat in der Landwirtschaft als gesundheitlich bedenklich einstufen.
Özdemir für Auslaufen der Genehmigung
Das Argument lassen manche Forscher aber nicht gelten. Das Fehlen solcher Daten dürfe kein Grund für eine weitere Zulassung sein, sondern müsse nach dem Vorsorgeprinzip im Gegenteil dazu führen, dass die Substanz nicht länger eingesetzt werden darf. Und Bundeslandwirtschaftsminister Cem Özdemir (Grüne) betont, dass eine vielfältige und intakte Pflanzen- und Tierwelt die Voraussetzung für sichere Ernten sei. "Solange nicht ausgeschlossen werden kann, dass Glyphosat der Biodiversität schadet, sollte die Genehmigung in der EU auslaufen", so Özdemir.