Stand: 12.11.2014 13:32 Uhr

Weil in China: Partnerschaft auf Wachstumskurs

von Martina Thorausch
Niedersachsens Ministerpräsident Stephan Weil (SPD) schaut bei einem Werksbesuch bei Continental Tires in Hefei durch einen Reifen. © dpa-Bildfunk Foto: Ole Spata
Niedersachsens Ministerpräsident Stephan Weil stattete Continental einen Besuch in Hefei ab.

Großer Empfang, feierliche Reden und ein Festessen für die niedersächsische Delegation am Mittwoch in Hefei. Gefeiert wurde die 30-jährige Partnerschaft zwischen Niedersachsen und der chinesischen Provinz Anhui. Ministerpräsident Stephan Weil (SPD) und Zhang Baoshun, Parteisekretär der Kommunistischen Partei Chinas, setzten ihre Unterschriften unter einen Kooperationsvertrag und kündigten an, die Zusammenarbeit in Zukunft noch weiter zu vertiefen.

Albrecht wollte einer rückständigen Provinz helfen

So wie in dieser Woche Stephan Weil, besuchte der Ministerpräsident Ernst Albrecht (CDU) 1984 mit einer Wirtschaftsdelegation die Provinz Anhui. Was damals entstand, war die erste Partnerschaft zwischen einem Land der Bundesrepublik Deutschland und einer Provinz der Volksrepublik China. Einer, der heute wie damals dabei war, ist der Aufsichtsratsvorsitzende der Sievert AG, Hans-Wolf Sievert. "Herr Albrecht wollte damals eine Provinz haben, die rückständig ist, er wollte helfen", erzählt der Unternehmer, "da habe ich gesagt, dass hier viel zu tun ist " - und so kam es zu der Partnerschaft.

Reisfelder wurden zu Stadtteilen

Niedersachsens Partnerprovinz Anhui gehörte bis Anfang der 1990er-Jahre tatsächlich zu den ärmsten Provinzen Chinas. Und ähnlich wie Niedersachsen war es landwirtschaftlich geprägt. Mit niedersächsischer Unterstützung wurde zunächst eine Musterfarm in Anhui errichtet. Unterstützung gab es auch beim Aufbau der technischen Fachhochschule Hefei. "Früher gab es hier nur kleine Reisfelder", erzählt Unternehmer Sievert weiter, "wenn man nachts mal aufwachte, hatte man Besuch in seinem Zimmern, da standen die Ratten und Mäuse vor dem Bett." Das ist lange her. Mittlerweile sind die Reisfelder zu Stadtteilen der Provinzhauptstadt Hefei geworden. 300.000 Menschen lebten hier in den 1980er-Jahren, mittlerweile sind es 7,5 Millionen Einwohner.

Zusammenarbeit soll noch vertieft werden

Gewachsen ist auch der Austausch zwischen Anhui und Niedersachsen, im Wirtschaftsbereich zwischen kleinen und mittelständischen Betrieben, vor allem aber auch zwischen den Hoch- und Fachhochschulen. Die Provinz Anhui hat sich zudem zu einem Zentrum der Schwer- und Automobilindustrie entwickelt. Der Reifenhersteller Conti und die Baustoffgruppe Sievert sind nur zwei Beispiele für Unternehmen aus Niedersachsen, die sich erfolgreich in Anhui angesiedelt haben. "Ich bin zum ersten Mal in Hefei", sagt Ministerpräsident Weil, "aber es ist spürbar, mit welcher Dynamik die Entwicklung hier vorangeht." Mit der Unterzeichnung einer gemeinsamen Erklärung soll die Zusammenarbeit zwischen Niedersachsen und Anhui jetzt noch weiter vertieft werden. Vor allem in den Bereichen Energiewirtschaft und Bildung.

Millionenauftrag für Baustoffgruppe

Die Baustoffgruppe Sievert aus Osnabrück hat in China unterdessen den größten Auftrag in der Geschichte des Unternehmens an Land gezogen. Die Niedersachsen sorgen in Hefei in der Binnenprovinz Anhui für die Fassaden von 55 Hochhäusern mit je 33 Stockwerken. Der Auftrag sei gut zwei Millionen Euro wert und umfasse rund eine Million Quadratmeter Fläche, berichtete Sievert-Vorstand Carsten Beier in Hefei. Die Fassadenfläche des Auftrages sei vergleichbar mit der von fast 6.000 Einfamilienhäusern. Allein im knapp acht Millionen Einwohner zählenden Hefei entstünden pro Jahr so viele Neubauten wie in Deutschland.

Dieses Thema im Programm:

NDR 1 Niedersachsen | Aktuell | 12.11.2014 | 16:00 Uhr

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