Warnstreiks an kommunalen Kliniken: Ärzte legen Arbeit nieder
Rund 600 Ärztinnen und Ärzte an kommunalen Krankenhäusern in Niedersachsen haben sich laut Marburger Bund an dem Warnstreik beteiligt. In einigen Krankenhäuser sind geplante Behandlungen ausgefallen.
Viele Ärztinnen und Ärzte aus Niedersachsen haben sich am Dienstagmorgen auf den Weg nach Frankfurt gemacht. Dort fand am Mittag eine zentrale Kundgebung mit rund 5.000 Medizinern aus mehreren Bundesländern statt, wie die Ärztegewerkschaft mitteilte. Die Polizei sprach von 3.500 bis 4.000 Teilnehmenden. Auch in Niedersachsen gab es Aktionen vor den kommunalen Kliniken - so versammelten sich in Lüneburg laut Gewerkschaft mehr als 100 Mediziner vor der Klinik. In Oldenburg waren es den Angaben zur Folge etwa 90 Ärztinnen und Ärzte.
Marburger Bund fordert 2,5 Prozent mehr Lohn
"Es ist uns innerhalb von sieben Wochen ein zweites Mal gelungen, unsere Mitglieder zu mobilisieren", sagte Andreas Hammerschmidt, zweite Vorsitzende des Marburger Bundes in Niedersachsen. Er warnte gleichzeitig vor einer Abstimmung über einen unbefristeten Streik. "Wenn die Arbeitgeberseite das immer noch nicht versteht, wird sie die entsprechende Quittung erhalten." Die Ärztegewerkschaft fordert mehr Geld für die Mediziner an kommunalen Krankenhäusern. Konkret geht es um 2,5 Prozent mehr Lohn und einen Ausgleich für die Preissteigerungen der vergangenen Monate. "Wir warten seit Monaten darauf, dass uns ein Angebot gemacht und uns der Inflationsausgleich gezahlt wird, der uns versprochen wurde", sagte Wolfgang Koß, leitender Oberarzt am Städtischen Klinikum Braunschweig dem NDR Niedersachsen. Die Tatsache, dass die Vereinigung der kommunalen Arbeitgeberverbände (VKA) bisher kein ausreichendes Angebot gemacht wurde, zeige, mit wie wenig Respekt man den Ärztinnen und Ärzten entgegenbringe.
Marburger Bund: "Keine andere Option als Streik"
"Die VKA zeigt nach wie vor keine ernst zu nehmende Bereitschaft, mit uns zu verhandeln, geschweige denn ein konstruktives Angebot vorzulegen. Wir sind nicht bereit, dieses respektlose Spiel in der nächsten Verhandlungsrunde am 22. Mai fortzusetzen", kritisierte Hans Martin Wollenberg, Vorsitzender des Marburger Bundes Niedersachsen. Es bleibe keine Option, außer die Arbeit niederzulegen.
VKA kritisiert Warnstreik
Die Verhandlungspartnerin, die Vereinigung der kommunalen Arbeitgeberverbände, sieht das anders. Verhandlungsführer Wolfgang Heyl ist überzeugt: "Wir haben in der Verhandlungsrunde vorletzte Woche mit dem Marburger Bund deutliche Fortschritte erzielen können. Daher ist es völlig grundlos, dass die Gewerkschaft nun erneut zum Arbeitskampf aufruft. Der jetzige Verhandlungsstand erfordert keinen Warnstreik, denn wir befinden uns auf der Zielgeraden." Die VKA habe ein Angebot unterbreitet: Die Ärztinnen und Ärzte sollen eine Inflationsausgleichszahlung in Höhe von 3.000 Euro erhalten.
Der nächste Verhandlungstermin ist für den 22. Mai angesetzt. Verhandelt wird der Lohn von rund 60.000 Ärztinnen und Ärzten in ganz Deutschland.