Von der deutschen Nordsee ins All: Erste Rakete soll 2024 starten
Ab 2024 sollen von der deutschen Nordsee aus Weltraum-Raketen starten. Von einem Spezialschiff aus bringen sie Satelliten ins All - so der Plan. Heimathafen dieses Schiffes soll Bremerhaven sein.
Im April 2024 soll im Rahmen einer Demo-Mission erstmals eine Rakete der niederländischen Firma T-Minus von einer mobilen Startplattform der "German-Offshore Spaceport Alliance" (GOSA) in der Nordsee starten. Das teilte Sabine von der Recke, Mitglied der GOSA-Geschäftsführung, am Mittwoch auf dem BDI-Weltraumkongress in Berlin mit. Künftig sollen dann Mini-Raketen, sogenannte europäische Microlauncher, Satelliten ins Weltall transportieren.
Erste Raketen sollen bis zu 50 Kilometer hoch fliegen
Die Demo-Kampagne soll zunächst etwa zwei Wochen laufen. In dieser Zeit ist der Start von bis zu vier Raketen mit einer maximalen Länge von sieben Metern und einer Flughöhe von bis zu 50 Kilometer geplant. Die in der Nordsee startenden Raketen können zukünftig Lasten von bis zu einer Tonne in erdnahe Orbits bringen, hieß es. Der Startpunkt für die Rakete befinde sich am äußersten Ende der ausschließlichen Wirtschaftszone, dem sogenannten Entenschnabel. Er liegt etwa 350 Kilometer vor der Küste. "Vereinfachter Zugang zum All, europäische Souveränität und wirtschaftlicher Aufschwung: Der German Offshore Spaceport ist eine riesige Chance für Deutschland und Europa", sagte von der Recke.
BDI fordert mehr Ambitionen von Bundesregierung
Die Initiative für dieses Vorhaben habe der BDI bei seinem ersten Weltraumkongress vor vier Jahren gestartet. Mit der mobilen Start-Plattform soll dem steigenden Bedarf kommerzieller Klein-Satelliten auf dem Markt begegnet werden. Diese seien so gefragt wie nie. Zudem biete sie auch wirtschaftspolitisch Chancen: Die stark wachsende Anzahl von Start-Ups und kleinen und mittleren Unternehmen, die raumbasierte Produkte oder Lösungen anbieten, könnten sich ein neues Cluster in einem Zukunftsmarkt erschließen. So könne ein zukunftsgewandtes, wirtschaftliches Ökosystem in Deutschland geschaffen werden, das Europas Souveränität entscheidend stärke. Der Präsident des Bundesverbands der Deutschen Industrie (BDI), Siegfried Russwurm, forderte am Mittwoch von der Bundesregierung zudem größere Ambitionen in der Raumfahrtpolitik. "In immer mehr Branchen gilt: Wer im All nicht vorne mit dabei ist, wird auf der Erde kein Technologieführer sein", betonte Russwurm.
Die German Offshore Spaceport Alliance (GOSA) wurde im Dezember 2020 gegründet und beabsichtigt, kommerziellen und institutionellen Kunden Zugang zum Weltraum zu ermöglichen. Zum privaten Betreiberkonsortium der "Spaceport Alliance" gehört unter anderem das Bremer Raumfahrtunternehmen OHB.