Aufkleber mit anitsemitischem und nationalsozialistischem Inhalt an der Gedenkstätte Ahlem. © Gedenkstätte Ahlem

Volksverhetzende Parolen in der Gedenkstätte Ahlem entdeckt

Stand: 30.10.2023 21:28 Uhr

Unbekannte haben in der Gedenkstätte Ahlem in Hannover Dutzende volksverhetzende Aufkleber angebracht. Der Staatsschutz ermittelt. Ministerpräsident Stephan Weil (SPD) verurteilte die Tat.

Die Aufkleber wurden an Türen, am Eingangsschild und an der "Wand der Namen" für die Opfer des Holocausts aufgebracht, beschrieb eine Sprecherin der Region Hannover am Sonntag die Situation. "Die Aufkleber haben allesamt einen politischen und volksverhetzenden Inhalt in Bezug auf den Nahost-Konflikt", erklärte eine Polizeisprecherin. Die Sticker, es soll sich um mehrere Dutzend handeln, seien zwischen Freitagabend und Sonntagmorgen geklebt worden, hieß es von der Polizei. Der Staatsschutz habe die Ermittlungen wegen Volksverhetzung aufgenommen. Polizeibeamte seien vor Ort gewesen und hätten Spuren gesichert. Demnächst sollen Anwohner und Mitarbeitende der Gedenkstätte befragt werden, möglicherweise werde der Staatsschutz auch die Öffentlichkeit um Mithilfe bitten, hieß es am Montag. Weil sich die Kleber gut entfernen ließen, wird laut Polizei nicht wegen Sachbeschädigung ermittelt.

Die israelische Flagge © Panthermedia Foto: AndrewLozovyi
AUDIO: Antisemitismus-Fälle: Beratungsstellen wollen Opfern helfen (5 Min)

Weil kündigt eindeutige Reaktion an

Ministerpräsident Weil kündigte gegenüber der "Hannoverschen Allgemeinen Zeitung" eine eindeutige Reaktion der Sicherheitsbehörden auf derartige Taten und andere judenfeindliche und antiisraelische Äußerungen an. "Polizei und Justiz werden in den nächsten Wochen und Monaten noch aufmerksamer sein und auf jede Form von judenfeindlichen Äußerungen konsequent reagieren", sagte Weil. Das Land stehe an der Seite Israels. "Daran lassen alle politisch Verantwortlichen keinen Zweifel."

Fürst zeigt sich beunruhigt

Der Vorsitzende des Verbandes jüdischer Gemeinden in Niedersachsen, Michael Fürst, hat sich am Sonntag bestürzt über den antisemitischen Angriff auf die Gedenkstätte gezeigt. "Die Nachricht beunruhigt. Wer Gedenkstätten besudelt und Friedhöfe schändet, will Unfrieden streuen und zündeln, gerade jetzt, wo wir für den Frieden gemeinsam streiten müssen", sagte Fürst. Es gelte, sich gegen derartige Übergriffe mit allen rechtsstaatlichen Mitteln zu wehren.

Regionspräsident Krach fordert schnelle Aufklärung

Auch Regionspräsident Steffen Krach (SPD) äußerte sich am Sonntag in einer Stellungnahme empört. "Es ist widerwärtig und erschreckt mich, dass wir 78 Jahre nach Ende des Holocausts solche Botschaften auf unserer Gedenkstätte finden", erklärte Krach auf Instagram. Er forderte eine schnellstmögliche Aufklärung des Vorfalls. Die Gedenkstätte Ahlem war einst eine jüdische Gartenbauschule, später wurde diese von Nationalsozialisten als Sammelstelle für Deportationen, als Gefängnis und Hinrichtungsstätte genutzt. Seit 1987 ist an diesem Ort die Mahn- und Gedenkstätte untergebracht.

Weitere Informationen
Ein Teilnehmer der Kundgebung "Aufstehen gegen Israelhass und Antisemitismus" hält ein Schild mit der israelischen Flagge in die Höhe. © picture alliance/dpa/Thomas Banneyer Foto: Thomas Banneyer

Nach Hamas-Terror: Mehr antisemitische Übergriffe in Niedersachsen

Der Recherche- und Informationsstelle Antisemitismus zufolge gebe es seit dem Terrorangriff der Hamas einen deutlichen Anstieg. (18.10.2023) mehr

In einer Arztpraxis hängen zwei Stethoskope in einer Arztpraxis im Gegenlicht. © picture alliance/dpa | Sebastian Gollnow Foto: Sebastian Gollnow

Antisemitische Äußerungen: Mediziner muss Zulassung aufgeben

Der Arzt hat sich mit der Approbationsstelle auf die Rückgabe zum 30. Juni 2024 geeinigt. In Göttingen wird weiter ermittelt. (27.10.2023) mehr

Ruth Gröne betrachtet in der Gedänkstätte Ahlem eine Porträtfotografie, die ihren Vater Erich Kleeberg zeigt. © NDR

"Wenn ich in Ahlem bin, sage ich: 'Hallo, Vati'"

Im April 1945 wurde das KZ Hannover-Ahlem befreit. Ruth Gröne ist in Gedanken bei ihrem Vater, der wegen eines aufgefegten Getreidekorns inhaftiert wurde. (23.12.2019) mehr

Dieses Thema im Programm:

NDR 1 Niedersachsen | Aktuell | 30.10.2023 | 08:00 Uhr

Mehr Nachrichten aus Niedersachsen

Eine Pflegefachkraft geht mit einer Bewohnerin durch ein Seniorenheim. © picture alliance / dpa Foto: Sina Schuldt

Abschiebung von Pflegern: Heim in Wilstedt droht die Schließung

Zehn kolumbianische Pflegekräfte sollen bis Donnerstag abgeschoben werden. Kollegen und Angehörige bangen um das Heim. mehr