Volksverhetzende Parolen in der Gedenkstätte Ahlem entdeckt
Unbekannte haben in der Gedenkstätte Ahlem in Hannover Dutzende volksverhetzende Aufkleber angebracht. Der Staatsschutz ermittelt. Ministerpräsident Stephan Weil (SPD) verurteilte die Tat.
Die Aufkleber wurden an Türen, am Eingangsschild und an der "Wand der Namen" für die Opfer des Holocausts aufgebracht, beschrieb eine Sprecherin der Region Hannover am Sonntag die Situation. "Die Aufkleber haben allesamt einen politischen und volksverhetzenden Inhalt in Bezug auf den Nahost-Konflikt", erklärte eine Polizeisprecherin. Die Sticker, es soll sich um mehrere Dutzend handeln, seien zwischen Freitagabend und Sonntagmorgen geklebt worden, hieß es von der Polizei. Der Staatsschutz habe die Ermittlungen wegen Volksverhetzung aufgenommen. Polizeibeamte seien vor Ort gewesen und hätten Spuren gesichert. Demnächst sollen Anwohner und Mitarbeitende der Gedenkstätte befragt werden, möglicherweise werde der Staatsschutz auch die Öffentlichkeit um Mithilfe bitten, hieß es am Montag. Weil sich die Kleber gut entfernen ließen, wird laut Polizei nicht wegen Sachbeschädigung ermittelt.
Weil kündigt eindeutige Reaktion an
Ministerpräsident Weil kündigte gegenüber der "Hannoverschen Allgemeinen Zeitung" eine eindeutige Reaktion der Sicherheitsbehörden auf derartige Taten und andere judenfeindliche und antiisraelische Äußerungen an. "Polizei und Justiz werden in den nächsten Wochen und Monaten noch aufmerksamer sein und auf jede Form von judenfeindlichen Äußerungen konsequent reagieren", sagte Weil. Das Land stehe an der Seite Israels. "Daran lassen alle politisch Verantwortlichen keinen Zweifel."
Fürst zeigt sich beunruhigt
Der Vorsitzende des Verbandes jüdischer Gemeinden in Niedersachsen, Michael Fürst, hat sich am Sonntag bestürzt über den antisemitischen Angriff auf die Gedenkstätte gezeigt. "Die Nachricht beunruhigt. Wer Gedenkstätten besudelt und Friedhöfe schändet, will Unfrieden streuen und zündeln, gerade jetzt, wo wir für den Frieden gemeinsam streiten müssen", sagte Fürst. Es gelte, sich gegen derartige Übergriffe mit allen rechtsstaatlichen Mitteln zu wehren.
Regionspräsident Krach fordert schnelle Aufklärung
Auch Regionspräsident Steffen Krach (SPD) äußerte sich am Sonntag in einer Stellungnahme empört. "Es ist widerwärtig und erschreckt mich, dass wir 78 Jahre nach Ende des Holocausts solche Botschaften auf unserer Gedenkstätte finden", erklärte Krach auf Instagram. Er forderte eine schnellstmögliche Aufklärung des Vorfalls. Die Gedenkstätte Ahlem war einst eine jüdische Gartenbauschule, später wurde diese von Nationalsozialisten als Sammelstelle für Deportationen, als Gefängnis und Hinrichtungsstätte genutzt. Seit 1987 ist an diesem Ort die Mahn- und Gedenkstätte untergebracht.