Verletzte Rinder: Droht NABU-Weideprojekt das Aus?
Die Vorfälle im Heckrinder-Projekt des Naturschutzbundes NABU in Ostfriesland haben Konsequenzen. Der Landkreis verschärft die Auflagen. Zwei verletzte Kälber hatten eingeschläfert werden müssen.
So wie bisher, dürfe der Naturschutzbund die Haltung der Herde nicht fortführen, hieß es vom Landkreis Leer. Es gebe jetzt Auflagen: So müsse der NABU konkrete Betreuer für die Tiere benennen und Nachweise über tierärztliche Kontrollen erbringen. Der Landkreis brachte am Mittwoch sogar das Ende für das Wildtierprojekt auf den vom NABU gepachteten Flächen ins Gespräch. Die Tiere seien so stark verwildert, dass eine Annäherung für Menschen nicht ohne Gefahr sei, hieß es. Es ist nicht der erste Vorfall in dem Projekt. 2008 waren Tiere verhungert.
Verletzte Kälber auf NABU-Gelände in Ostfriesland
Die jüngsten Vorfälle mit den verletzten Kälbern hatte ein Naturschutzverein öffentlich gemacht. Der Verein Friesischer Verband für Naturschutz hatte gefilmt, wie ein Kalb im aufgeweichten, matschigen Gelände stecken bleibt - offenbar schwer verletzt. Das Ganze hatte sich kürzlich auf der Fläche im Landkreis Leer zugetragen, die der Naturschutzbund NABU von Heckrindern und Pferden naturnah beweiden lässt. Der NABU erklärte schriftlich, das Veterinäramt habe ihm am Sonntag ein lahmendes Tier gemeldet. Es sei unmittelbarer durch das Veterinäramt begutachtet und noch am selben Tag "fachgerecht von seinem Leid erlöst" worden.
Naturschutzverein erhebt Vorwürfe gegen NABU
Ausgerechnet der NABU kümmere sich nicht ausreichend um die Tiere, hieß es nun vom Friesischen Verband für Naturschutz. Der Fütterungsbereich für die Tiere sei viel zu klein und völlig verkotet. Die Rinder würden sich deshalb um die Plätze reißen, sich dabei gegenseitig verletzen. Außerdem habe keines der Tiere die vorgeschriebenen Ohrmarken. "Jedem landwirtschaftlichen Betrieb wären nach solchen Vorfällen die Ställe geschlossen worden", sagt Hero Schulte, der zweite Vorsitzende des Vereins, der wie viele andere Mitglieder selbst Landwirt ist.
Polizei ermittelt gegen NABU wegen möglicher Tierschutzverstöße
Die Polizei ermittelt gegen den NABU wegen möglicher Verstöße gegen das Tierschutzgesetz. Der Landkreis Leer lässt einen Kalb-Kadaver beim Landesamt für Verbraucherschutz untersuchen, um festzustellen, ob es Verstöße gegeben hat. Die vier Weiden, die der NABU bewirtschaftet, seien erst kürzlich untersucht worden, sagte ein Sprecher des Kreises. Der NABU selbst spricht in seiner schriftlichen Erklärung von bedauerlichen Einzelfällen. Man habe die Tiere für eine Blutprobe zusammengetrieben, die Aktion habe aufgrund der Witterungsverhältnisse aber abgebrochen werden müssen - die Tiere seien wieder freigelassen worden und hätten sich dabei möglicherweise verletzt. Die Obduktion soll klären, ob die Verletzung im Zusammenhang mit den Blutuntersuchungen entstanden.
NABU will Herde im Landkreis Leer verkleinern
Grundsätzlich würden die Tiere gut versorgt, erklärt der NABU. Zurzeit gebe es aber akute Personalprobleme. Deshalb sei es auch schwierig, die Tiere für die Ohrmarken und Blutproben einzufangen. Der NABU will die Herde nach eigenen Angaben bereits seit Längerem verkleinern. Dazu sollen die Tiere, die das gesamte Jahr draußen leben, auf der Weide geschossen werden. Für solch einen "Weideschuss" benötige ein Schlachter aber eine EU-Zertifizierung, die noch ausstehe. Momentan stehen auf der Weide 50 Heckrinder und 22 Pferde.
2008 verhungerten Tiere im Heckrinder-Projekt
Es ist nicht der erste Vorfall im Heckrinder-Projekt des NABU. 2008 waren auf einer Weide in Ostfriesland zwölf Tiere verhungert. Der Skandal beschädigte den Ruf des Projektes und des Naturschutzbundes in der Region. Der damalige NABU-Geschäftsführer wurde angeklagt. Er musste eine Geldstrafe von 3.000 Euro zahlen.