Verbände warnen: Klimawandel bedroht viele Fischarten
"Die Auswirkungen des Klimawandels auf die Fische sind vielfältig", sagt Jens Salva, Biologe vom Angelfischerverband im Landesfischereiverband Weser-Ems. Er spricht von einem schleichenden Prozess. Ein Problem seien die niedrigen Wasserstände in kleineren fließenden Gewässern. Früher habe es dort im Sommer einen höheren Grundwasserspiegel und einen stärkeren Abfluss gegeben. "Viele kleine Bäche fallen nun im Sommer trocken, weil es zu wenig regnet. Wo kein Wasser ist, ist auch kein Fisch", so Salva.
Gefährdet sind unter anderem Forellen
Problematisch ist die globale Erwärmung dem Biologen zufolge zum Beispiel für Forellen. Die Fische leben in sommerkühlen Bächen. Wenn dort wenig Wasser abfließe, heize es sich schneller auf. "Warmes Wasser bindet weniger Sauerstoff und der Sauerstoffgehalt sinkt. Das bedeutet für die Fische Stress, sie wandern ab, werden krank oder sterben", erklärt Salva.
Fischsterben nimmt zu
Auch die Uferbereiche von Stillgewässern und Wiesengräben fallen immer häufiger schon im Frühjahr trocken, erklärt der Fisch- und Gewässerbiologe. Dorthin könnten die Fische dann nicht mehr zur Fortpflanzung schwimmen, und das habe Auswirkungen auf die Populationen. Der verfügbare Raum für Fische in Flachgewässern werde weniger und die Zahl der Fischsterben wachse, so Salva. "Wir werden häufiger von Mitgliedsvereinen oder Kommunen gerufen, weil sich Fische notatmend an der Wasseroberfläche befinden."
Zusammensetzung der Arten ändert sich
Während die steigenden Wassertemperaturen Forellen und weitere Kaltwasserarten gefährden, profitieren Warmwasserarten wie der europäische Wels. Laut Steffen Göckemeyer, Fischereiberater des Landesfischereiverbandes Niedersachsen, verändert sich deswegen die Zusammensetzung der Arten in der Fluss- und Seefischerei. Die Fischverluste durch Fraßschäden nähmen zu.
Karpfen werden notabgefischt
Auch für die Karpfenteichwirtschaft werde der Klimawandel zum Problem. Durch milde Winter verlängern sich die Wachstumsphasen der Karpfen zunächst, so Göckemeyer. Doch warme Sommer und geringer Niederschlag führten dazu, dass das Wasser knapp werde und der Sauerstoffgehalt im Wasser sinke. Es käme zu Notabfischungen, da die Tiere sonst verenden würden. Wegen geringerer Niederschläge im Frühjahr würden meist auch nicht mehr alle Teiche einer Teichwirtschaft angestaut und genutzt.
Zahlreiche Projekte zur Gewässer-Renaturierung
Um die Fische zu schützen, haben die Landesfischereiverbände zahlreiche Projekte zur Renaturierung von Gewässern gestartet. "Wir legen zum Beispiel Seitengewässer an großen Flüssen wie der Ems oder Flachwasserzonen an", so Biologe Jens Salva. Mit der sogenannten Neu-Trassierung würden begradigte Bäche außerdem wieder in Schleifen gelegt. Der Fisch- und Gewässerbiologe fordert von der Politik mehr Einsatz für die Fließgewässer. Ziel sei es, das Wasser in der Fläche zu halten. Das fange bei kleinsten Gräben an. Das Wasser müsse im Boden bleiben und dürfe nicht, wie über Jahrzehnte geschehen, so schnell abgeleitet werden.