Unwetter in Niedersachsen: Zeltlager mit 470 Menschen evakuiert
Heftige Gewitter mit Sturmböen haben am Samstagabend in Niedersachsen viele Schäden angerichtet. In Cuxhaven musste ein Zeltlager evakuiert werden, auf dem Steinhuder Meer gerieten Menschen in Booten in Not.
Nach Angaben der Feuerwehr Cuxhaven wirbelten Orkanböen am Samstagabend Zelte in einem Camp im Stadtteil Duhnen durcheinander. "Regen durchnässte alles binnen Minuten," hieß es. Daraufhin wurden die rund 470 Teilnehmerinnen und Teilnehmer des Zeltlagers - darunter viele Kinder - mit Bussen zu einer Cuxhavener Schule gebracht. In der dortigen Turnhalle wurden laut Feuerwehr Feldbetten aufgestellt und eine Essenausgabe eingerichtet. Auch der Katastrophenschutz und das Deutsche Rote Kreuz waren demnach vor Ort.
"Steinhuder Meer in Flammen" endet in Großeinsatz
Auch am Steinhuder Meer in der Region Hannover war die Feuerwehr im Großeinsatz. Um sich das Feuerwerk bei "Steinhuder Meer in Flammen" anzusehen, waren am Samstagabend viele Menschen mit kleinen und großen Booten sowie Stand-Up-Paddelboards auf dem Wasser unterwegs. "Mit dem letzten Knall des Feuerwerks haben wir - wie aus dem Nichts - schätzungsweise sieben bis acht Windstärke bekommen," sagte Marvin Nowak, Sprecher der Feuerwehr Wunstorf. Daraufhin seien viele Boote manövrierunfähig geworden und havariert. 14 Menschen mussten den Angaben zufolge aus dem Wasser gerettet werden. Ernsthaft verletzt wurde aber niemand, sagte Nowak dem NDR Niedersachsen am Sonntag. Neben der Feuerwehr waren zahlreiche Wasserrettungszüge aus der Region im Einsatz. Die Einsatzkräfte suchten den See zudem mit fünf Drohnen mit Wärmebildkameras und Scheinwerfern ab.
Sturmböe erfasst Flugzeug in Leer
Auch in Osfriesland haben Gewitter am Samstagabend Schäden verursacht. In Leer erfasste eine Sturmböe ein geparktes Ultraleichtflugzeug auf dem Flugplatz Leer-Papenburg und wirbelte es durch die Luft. Wie die Feuerwehr mitteilte, wurde das Flugzeug durch den Windstoß aus seiner Verankerung gerissen und landete neben dem Rollfeld auf dem Dach. Weil dabei auch der Tank beschädigt wurde und Kraftstoff austrat, bedeckte die Feuerwehr das Flugzeug mit Löschschaum, um so einen möglichen Brand zu verhindern. Durch den Sturm wurden mindestens drei weitere Flugzeuge beschädigt. Verletzt wurde den Angaben zufolge niemand.
Zahlreiche weitere Einsätze in Cloppenburg und Ostfriesland
In Cloppenburg wurde eine 28-jährige Fallschirmspringerin bei der Landung von einer Böe erfasst und verletzte sich. Sie wurde in ein Krankenhaus gebracht. Auf der Insel Langeoog wurde ein Mensch durch eine umherfliegende Tischplatte aus Glas leicht verletzt. In Emden stürzten am Samstagabend infolge des Unwetters mehrere Bäume um. Laut Polizei landete einer der Bäume auf einem Gehweg, ein weiterer stürzte auf mehrere geparkte Autos und beschädigte sie zum Teil stark. Auch außerhalb des Stadtgebiets Emden musste die Feuerwehr in Ostfriesland bis zum Sonntagvormittag zu 83 Einsätzen aufgrund des Sturms ausrücken, wie die Polizeidirektion Oldenburg mitteilte. In Aurich-Middels stürzten Teile eines Bauernhofes ein und mussten durch Feuerwehr und Technisches Hilfswerk (THW) gesichert werden.
Sonne zum Wochenstart
Bis Sonntagabend sind vor allem an der Nordsee noch vereinzelt Schauer mit stürmischen Böen bis zu 65 Kilometer pro Stunde (Windstärke 8) möglich, wie der Deutsche Wetterdienst (DWD) mitteilte. Im Laufe des Tages lockert es jedoch vielerorts auf. Die Tageshöchstwerte liegen bei 22 Grad, mit 18 Grad sei es im Oberharz und auf den Inseln deutlich kühler, so der DWD. Ab Montag wird es dann wieder etwas wärmer - mit Temperaturen bis 25 Grad und viel Sonne. Weitere Unwetter sind laut Prognose vorerst nicht in Sicht.