Streit um A-7-Ausbau
Die A 7 in Südniedersachsen zwischen Bockenem und Göttingen wird ausgebaut, von einem privaten Betreiber. Sechs Fahrstreifen soll die Autobahn dort bald haben, schöne Aussichten sind das für die Autofahrer. Und die Bagger rollen auch schon. Allerdings rollten sie auch über das Land von Anliegern, die ihre Flächen noch gar nicht verkauft haben. Denn beim Landankauf durch die Behörden herrscht Chaos. Und das schon seit Monaten.
Einfach drauflos gebaut
Bei einem Treffen in der Nähe von Echte machen Eigentümer der Wege und Felder direkt an der A 7 ihrem Ärger Luft: "Ich war oben auf dem Nachbarbetrieb und habe gesehen, dass sich hier der Bagger dreht", erzählt einer von ihnen und fügt hinzu: "Wir haben bis heute noch keinen Vertrag." Doch mit den Baggern wurden schon mal vollendete Tatsachen geschaffen und eine Baustraße auf dem Rübenacker angelegt. An anderen Stellen sind es Vermessungstrupps, die sich mit ihren Fahrzeugen durch die bestellten Felder gepflügt haben. Widerrechtlich, ohne gültige Verträge. Der private Betreiber Via Niedersachsen hat nach dem Bekanntwerden der Vorwürfe sofort reagiert, will sich bei den Betroffenen entschuldigen und kündigt Ersatz für die entstandenen Schäden an.
Schleppender Landankauf
Die wirklichen Ursachen für die Konflikte um den Ausbau der A 7 liegen im Landankauf. Für die Verbreiterung der Autobahn muss die Niedersächsische Straßenbaubehörde im Auftrag des Bundes Land ankaufen und Eigentümer notfalls auch enteignen lassen. Die meisten Betroffenen haben mit dem Autobahnbau kein Problem, wollen ihr Land verkaufen. Doch der Ankauf läuft schleppend. Zuerst sind die beauftragten Ankäufer mit völlig veralteten Wertgutachten losgezogen. Es wurden Preise geboten, die teilweise 50 Prozent unter den ortsüblichen Quadratmeterpreisen lagen: rund zwei Euro für einen Quadratmeter gutes Ackerland, das war vielen zu wenig. Einige haben trotzdem verkauft, andere nachverhandelt, wiederum andere nicht unterschrieben. Und viele fühlen sich ausgenutzt und unter Druck gesetzt.
Landwirt Christian von Plate streitet seit Monaten mit der Behörde darüber, welcher Preis gelten soll. Ihm wurden kurzfristig neue Wertgutachten mit aktuellen Preisen versprochen. Das war vor mehr als sechs Monaten. Passiert ist seitdem nichts.
Behörde gelobt Besserung
Der stellvertretende Leiter der Landesstraßenbaubehörde, Wolfgang Piroutek, gibt sich gegenüber Panorama 3 reumütig. Veraltete Gutachten und wenig Transparenz hätten vermieden werden können, gibt er zu. Man hätte frühzeitig mit den Eigentümern sprechen müssen. "An der Stelle, räume ich ein, hat die Verwaltung nicht so gehandelt wie wir das im Prinzip von uns selber gewohnt sind." Nun soll auf einmal alles ganz schnell gehen. Christian von Plate reicht das nicht. Er fordert eine einheitliche Lösung für alle Betroffen. "Kuhhandel für Einzelne lehnen wir ab", betont er gegenüber Panorama 3.
Inzwischen liegen einigen Eigentümern Verträge mit höheren Preisen vor. Doch auch diese finden viele noch immer nicht fair. Einige erwägen, sich einfach enteignen zu lassen. Dann entscheiden die Gerichte, was das Land kosten muss.