Stand: 19.10.2016 10:00 Uhr

A-7-Ausbau: Landbesitzer fühlen sich betrogen

von Jörg Hilbert

Der Ausbau der Autobahn 7 zwischen Seesen und Nörten-Hardenberg sorgt für Ärger mit Anliegern. Diese fühlen sich von der Niedersächsischen Behörde für Straßenbau über den Tisch gezogen. Der Vorwurf: Die angeboten Preise für die Flächenankäufe im Rahmen des Ausbaus seien weit unter dem marktüblichen Niveau für Ackerland in der Region.

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Alte Preise für gutes Land

Christian von Plate Stralenheim aus Imbshausen soll mehr als ein Dutzend Flächen für diesen 29 Kilometer langen Bauabschnitt an den Bund verkaufen. Rund zwei Euro pro Quadratmeter hat ihm die Behörde für Straßenbau angeboten. Das empfindet der Landwirt als Frechheit. Er betont: "Dafür kann ich in dieser Region kein vergleichbares Land kaufen." Das komme einer Enteignung ohne angemessene Entschädigung gleich. Doch die Straßenbaubehörde beruft sich auf sogenannte Verkehrswertgutachten. In diesen würden "Kaufpreise auf der Grundlage von Kaufpreisen vergleichbarer Grundstücke abgeleitet". Allerdings werden dafür Mittelwerte der vergangenen Jahre herangezogen. Die Bodenpreise im Landkreis Northeim sind jüngst stark angestiegen. Landmakler Uwe-Heinrich Flohr bestätigt gegenüber Panorama 3, dass heute die Preise in der Region nicht mehr bei zwei Euro, sondern etwa bei vier Euro lägen.

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Behörde vorerst unbeweglich

Heiko Lange von der niedersächsischen Straßenbaubehörde verteidigt den Einsatz der Verkehrswertgutachten für den Landkauf. Dieses sei so vorgeschrieben und überalterte Gutachten könne man aktualisieren. Hört sich gut an. Doch ist das auch gängige Praxis?

Ein Mitglied des Gutachterausschusses, der die Preise festlegt, erhebt gegenüber Panorama 3 schwere Vorwürfe gegen die Behördenpraxis. Willi Teutsch meint, es sei in der Behörde kein Geheimnis, dass diese Gutachten nicht immer marktübliche Preise widerspiegelten.

Den Betroffenen würden oft zu alte Gutachten vorgelegt und die aktuelle Marktentwicklung könne gar nicht immer berücksichtigt werden.

Prozesswelle droht

Besonders hart trifft es kleine Landbesitzer. Katrin Beyer aus Echte hat 25 Hektar Land. Das haben ihr die Eltern überschrieben. Und: Sie hat versprochen keinen Quadratmeter zu verkaufen. Nun will der Bund 1,3 Hektar für die Autobahn. Nur 2,34 Euro pro Quadratmeter soll sie bekommen. Sie weiß: Dafür kann sie kein neues Land kaufen. "Ich fühle mich betrogen", merkt sie verbittert an. Doch dem Druck der Landankäufer konnte sie nicht standhalten. Sie hat einen Vorvertrag unterschrieben und immerhin dabei noch ein neues Gutachten ausgehandelt. Nun hofft sie auf einen gerechten Preis. Christian von Plate Stralenheim und andere wollen nicht unterschreiben. Sie wollen sich enteignen lassen. Dann werden die Preise wohl vor Gericht verhandelt.

Dieses Thema im Programm:

Panorama 3 | 18.10.2016 | 21:15 Uhr

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