Siesta in Deutschland? Was Niedersachsen vom Vorstoß hält
Wegen der Hitze im Sommer fordern Amtsärzte für Deutschland die Einführung einer Siesta nach südeuropäischem Vorbild. Die Reaktionen aus Niedersachsen sind bislang gemischt.
Das Gesundheitsministerium Niedersachsen stimmt dem Vorschlag der deutschen Amtsärzte grundsätzlich zu. "Es ist richtig, dass man körperliche Aktivitäten und anstrengende Arbeit nicht in der Mittagshitze ausführt", sagte Sprecher Sebastian Schumacher am Mittwoch in Hannover. Allerdings sei eine generelle Regelung für alle Berufsgruppen nicht unrealistisch. In der Pflege beispielsweise sei es nicht möglich, "einfach mal drei, vier Stunden auszusetzen, das geht nicht," erklärte Schumacher. Es brauche "passgenaue Modelle". Dafür gebe es viele Ideen: In manchen Jobs könne die Mittagspause verlängert oder die Arbeitszeit nach vorne verlegt werden.
"Hitzewellen sind besonders belastend"
Auch das Landesgesundheitsamt in Hannover begrüßt die Diskussion und spricht sich für individuelle Lösungen aus. Man müsse die Unterschiedlichkeit der Berufs- und Altersgruppen berücksichtigen. Sprecher Roland Suchenwirth erklärte gegenüber dem NDR in Niedersachsen, die Hitze könne auf die Gesundheit schlagen. "Besonders belastend wird es, wenn eine sogenannte Hitzewelle auftritt. Wenn es zwei, drei Tage hintereinander nachts nicht unter 20 Grad abkühlt", so der Sprecher. "Insofern ist die Idee einer Siesta aus Spanien, Italien, Frankreich gut und richtig."
Unternehmerverbände Niedersachsen finden Idee unsinnig
Die Unternehmerverbände in Niedersachsen (UVN) sagen dagegen, dass der Arbeitsschutz in Deutschland ausreichend geregelt sei und es deshalb keine festgelegte Siesta während der Arbeitszeit brauche. UVN-Chef Volker Müller hält den Vorstoß deswegen für unsinnig. Es habe schon immer heiße Sommertage gegeben, sagte er. Mitarbeiter würden dann mehr trinken und öfter Pause machen. Müller verwies dabei auf die Stahlindustrie und die Beschäftigten an den Hochöfen. Hitze am Arbeitsplatz sei nichts Neues. Müller erklärte, dass die Arbeitnehmer "ja das Gut der Unternehmen" sind, es also im eigenen Interesse der Firmen sei, die Mitarbeiter zu schützen. Das gelte auch für heiße Tage beziehungsweise Hitze am Arbeitsplatz.
Gewerkschaftsbund: Hitzeschutz muss verbessert werden
Auch der Deutsche Gewerkschaftsbund (DGB) in Niedersachsen fordert nicht explizit eine Siesta. Ein Sprecher sagte aber gegenüber dem NDR in Niedersachsen, dass der Hitzeschutz in den Betrieben generell verbessert werden müsse. Unternehmen müssten demnach konsequent überprüfen, wo und wann es am Arbeitsplatz in den Sommermonaten kritisch werden könnte und dann entsprechende Maßnahmen festlegen, die den Beschäftigten bei Hitze helfen.
Politik soll Arbeitsschutzgesetz nachbessern
Solche Maßnahmen seien längst nicht überall Standard. Der DGB wünscht sich deshalb, dass die Politik aktiv wird und das Arbeitsschutzgesetz nachbessert. Beispielsweise sollte verboten werden, dass in Büros mit mehr als 35 Grad Celsius noch gearbeitet wird, wenn es dort keine Ventilatoren oder Klimaanlagen gibt.