Schlechte Ernte auf Streuobstwiesen: Wird Apfelsaft knapp?
Die Qualität stimmt, nicht aber die Quantität: Insbesondere auf den Streuobstwiesen verzeichnen Obstbauern auch in Niedersachsen einen großen Ernteeinbruch. Wird Apfelsaft nun rar - und teuer?
Die Verband der deutschen Fruchtsaft-Industrie (VdF) hat bereits entsprechende Warnungen ausgesprochen. Gerade Mostobstbäume haben demnach unter den vergangenen trockenen Sommern gelitten. In Norddeutschland würden etwa 42 Prozent weniger Äpfel zur Verfügung stehen als im Vorjahr. Das wirke sich auf die Preise aus: Seit Mitte August seien die Preise für angeliefertes Obst "kontinuierlich gestiegen", so der VdF. Safthersteller aus Niedersachsen sind da deutlich zurückhaltender. Boris Voelkel aus Pevestorf (Landkreis Lüchow-Dannenberg) verweist auf ein gut gefülltes Lager aus dem Vorjahr. Er mache sich daher für sich keine Sorgen. Voelkel räumt aber ein, dass einige Safthersteller die geringen Erntemengen in diesem Jahr zeitnah merken werden.
Ernteeinbruch auf Streuobstwiesen "wirklich katastrophal"
Der Ernteeinbruch auf Streuobstwiesen gilt bundesweit - sei aber auch in Niedersachsen deutlich zu spüren, so Sabine Washof vom Streuobstwiesen-Bündnis Niedersachsen. Der Ertrag sei im Vergleich zu den Vorjahren spürbar geringer, "es ist wirklich katastrophal", so Washof. Neben einem Frosteinbruch im Frühjahr, dem viele Blüten zum Opfer fielen, sei die sogenannte Alternanz eine Rolle. Damit ist ein natürlicher Wechsel zwischen starken und schwachen Erntejahren gemeint. Im kommerziellen Apfelanbau könnten Landwirte die empfindlichen Blüten durch ein künstlich erzeugtes Frostmäntelchen vor dem Erfrieren schützen. "Diese Möglichkeit haben wir für die Streuobstwiesen nicht", sagte Washof.
"Für Mostobst kann man heute keinen Apfel mehr produzieren"
Bei den Apfelbauern wird ebenfalls ein Ernterückgang erwartet: Die Landwirtschaftskammer Niedersachsen prognostiziert einen Wert von 299.000 Tonnen Apfel. Das sind rund 13 Prozent weniger als im Vorjahr. Claus Schliecker vom Landvolk Niedersachsen betont, dass hiervon aber nur zu krumm gewachsene Äpfel oder solche mit Insektenstichen für die Apfelsaft-Herstellung genutzt werden. Das seien pro Jahr etwa 10 bis 15 Prozent der Ernte. "Für Mostobst kann man heute keinen Apfel mehr produzieren, geschweige denn ernten", sagte Schliecker. Der Ertrag sei so gering, dass sich dafür allein der Apfelanbau nicht lohne.