Prozessauftakt gegen Staatsanwalt: Verteidigung bestreitet Vorwürfe
Am Mittwoch hat am Landgericht Hannover der Prozess gegen einen mutmaßlich korrupten Staatsanwalt begonnen. Der Mann soll jahrelang Ermittlungsgeheimnisse an eine Drogenbande verraten haben.
Der Prozessauftakt gegen Yashar G. hat am Mittwoch reichlich Aufmerksamkeit auf sich gezogen. Der Auftakt verzögerte sich aufgrund des Andrangs und der Sicherheitsvorkehrungen um einige Zeit. Die Reihen des Sitzungssaals waren bis auf den letzten Platz besetzt. Der Angeklagte versteckte sein Gesicht nicht hinter Akten. Im Gegenteil: Er suchte den Blickkontakt zum Publikum, während die Anklageschrift verlesen wurde und schüttelte mehrfach den Kopf.
Verteidigung spricht von einseitigen Ermittlungen
Die Verteidigung von Yashar G. bestritt im Namen ihres Mandanten die Vorwürfe der Staatsanwaltschaft, wie sie im Vorfeld angekündigt hatte. Sie wirft den Medien vor, ihren Mandanten vorzuverurteilen - zudem seien die Ermittlungen einseitig ausgefallen. Der Angeklagte selbst will sich seinem Anwalt zufolge erst zu einem späteren Zeitpunkt umfangreich äußern. Vorab forderte er, Einsicht in weitere Akten zu erhalten, weil er "dem LKA und der Staatsanwaltschaft nicht traue".
Angeklagter beschwert sich über Haftbedingungen
Auch die Haftbedingungen von Yashar G. wurden am ersten Verhandlungstag zum Thema. Der 39-Jährige beklagte, er sei einen Tag vor Prozessbeginn von der Justizvollzugsanstalt Bremervörde nach Celle verlegt worden. Für ihn habe das zur Konsequenz, dass er 23 Stunden eingeschlossen werde. Die Gefahr gehe aber nicht von ihm aus, sondern von den anderen, zeigte Yashar G. sich überzeugt. Die Aussicht, länger in Celle bleiben zu müssen, sei "psychisch ein Alptraum".
Angeklagter soll monatlich 5.000 Euro von Bande erhalten haben
Die Staatsanwaltschaft wirft dem Angeklagten 14 Fälle von besonders schwerer Bestechlichkeit sowie Verletzung des Dienstgeheimnisses und Strafvereitelung im Amt vor. Der 39-jährige Staatsanwalt aus Hannover soll dafür monatlich mindestens 5.000 Euro bekommen haben. Als Mittelsmann fungierte mutmaßlich ein 41-jähriger Boxtrainer. Auch er muss sich seit Mittwoch vor dem Landgericht in Hannover.
Yashar G.: Seit Oktober 2024 in U-Haft
Die ersten Hinweise auf einen möglichen Maulwurf bei der Staatsanwaltschaft Hannover kamen kurz nach einer missglückten Razzia im Februar 2021 auf. Ermittler hatten im Hamburger Hafen rund 16 Tonnen Kokain entdeckt. Nur wenig später sollten bei mehr als 30 Verdächtigen die Handschellen klicken. Allerdings setzten sich mehrere von ihnen vorher ab. Nach Ansicht der Ankläger hat der Staatsanwalt aus Hannover die Kriminellen vorher über die Razzia informiert. Spätestens im Sommer 2022 geriet der Angeklagte unter Verdacht. Er wurde aber erst mehr als zwei Jahre später festgenommen. Seit Ende Oktober 2024 sitzt der Staatsanwalt in Untersuchungshaft.
Prozess in Hannover: Hohe Sicherheitsvorkehrungen
Für den Prozess in Hannover gelten verschärfte Sicherheitsvorkehrungen. Medienvertreter, Zuhörer und Prozessbeteiligte werden durchsucht, bevor sie den Schwurgerichtssaal betreten dürfen. Darüber hinaus sind Mobiltelefone, Computer und Kameras verboten. Zunächst sind 21 Verhandlungstage angesetzt. Mit einem Urteil wird erst ab Herbst gerechnet.
