Probleme mit brennenden E-Autos: Können Spezialdecken helfen?
Die Zahl der E-Autos in Niedersachsen steigt. Und damit statistisch auch die Gefahr durch potenzielle Brände. Brandbegrenzungsdecken könnten beim Löschen hilfreich sein. Ein Unternehmen aus Rastede stellt sie her.
Die Bilder des Frachters "Fremantle Highway", der brennend und manövrierunfähig auf der Nordsee trieb, haben die Diskussion um die Gefahr, die von brennenden Elektroautos ausgeht, neu entfacht. Es kann nicht ausgeschlossen werden, dass bei einem solchen die Brandursache zu finden ist. Etwa 4.000 bis 5.000 Einzelzellen befinden sich im Lithium-Ionen Akku eines E-Autos. Ist nur eine beschädigt, kann es zu einer fatalen Kettenreaktion kommen, die sich nur mit viel kühlendem Löschwasser stoppen lässt. "Die Intensität des Brandes kann auch so hoch sein, dass wir den Akku gar nicht mehr gelöscht bekommen“, sagt Jörg Görs vom Landesfeuerwehrverband Niedersachsen. "Dann hilft es nur noch, das Fahrzeug in Wasser zu versenken."
Hochtemperaturgewebe hält auch bei über 1.000 Grad
Eine zusätzliche Option sind Brandbegrenzungsdecken. Zieht man diese über ein betroffenes E-Auto, wird das Feuer unter der Decke gehalten. Andere Fahrzeuge oder die Umgebung können so unter Umständen vor den Flammen geschützt werden. Beim Unternehmen Jutec in Rastede (Landkreis Ammerland) werden sie aus einem speziellen Hochtemperatur-Gewebe hergestellt. Das halte einer Dauerbelastung von 1.300 Grad stand. Der Schmelzpunkt liege bei 1.600 Grad. "Die Höchsttemperatur bei der Havarie einer Lithium-Ionen Batterie liegt bei über 1.000 Grad", beschreibt Geschäftsführer Stefan Jung. Wesentlich höher als beim Brand eines Verbrenners, weswegen handelsübliche Löschdecken aus Glasfasern die Flammen nicht aushalten könnten. "Die haben einen Schmelzpunkt von etwa 840 Grad."
Brandbegrenzungsdecken für die Industrie
Das Unternehmen Jutec ist auf Hitze- und Arbeitsschutz sowie auf Isoliertechnik spezialisiert. "Die Spezialfaser kennen wir aus dem Hochtemperaturbereich, zum Beispiel Schiff- und Flugzeugbau, überall wo Feuer nicht übergeben werden darf", sagt Jörn-Bo Hein aus der Geschäftsleitung. Seit zwei Jahren werden bei ihnen daraus Brandbegrenzungsdecken genäht. Inzwischen beliefern sie damit zahlreiche namhafte Autohersteller, Industrie- und Logistikunternehmen, Bundesligastadien, Feuerwehren, THW und Katastrophenschutz.
Brandbegrenzungsdecken sind nicht für Laien geeignet
"Idealerweise sollte eine Brandbegrenzungsdecke in der Spezifizierung überall da hängen, wo Elektromobilität eine Rolle spielt", so Jörn-Bo Hein. Sie würde sich auch zur Prävention eignen. Jörg Görs vom Landesfeuerwehrverband fasst das Einsatzfeld für Brandbegrenzungsdecken etwas enger: "Jede Prävention ist etwas Gutes, wenn die Menschen damit auch umgehen können." Er sieht die Möglichkeiten vor allem in der Industrie, wo die Mitarbeiter im Brandschutz geschult sind. Unerfahrene Laien, so Hein und Görs, sollten die Decken in keinem Fall einsetzen, da die über 30 Kilo schweren Gewebe nicht einfach zu handhaben sind und sie sich damit schnell selbst in Gefahr bringen.