Politik-Abitur: Teil der Prüflinge darf Klausur erneut schreiben

Stand: 18.04.2024 11:15 Uhr

Nach Verzögerungen beim Abitur in Niedersachsen wegen eines Einbruchs in eine Schule will Kultusministerin Hamburg allen Prüflingen gleiche Chancen einräumen. Ein Teil der Betroffenen darf die Klausur wiederholen.

Abiturientinnen und Abiturienten, die während des angesetzten Prüfungstermins am vergangenen Donnerstag nach den Verzögerungen nicht vor die Wahl gestellt wurden, ihre Klausur in Politik-Wirtschaft auch am 8. Mai schreiben zu können, erhalten eine neue Gelegenheit. Das sagte Kultusministerin Julia Willie Hamburg (Grüne) am Dienstag auf einer Pressekonferenz in Hannover. Wegen eines Einbruchs in eine Schule in Goslar hatten sich die schriftlichen Abiturprüfungen im Fach Politik-Wirtschaft in ganz Niedersachsen verzögert beziehungsweise mussten unterbrochen werden.

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Manche Schüler hatten keine Wahl

Bis das Kultusministerium die Klausuren, die eigentlich für den Nachschreibtermin am 8. Mai gedacht waren, den Schulen zum Download angeboten hatte, waren zwei Stunden vergangenen - an einigen Schulen auch mehr. Das Ministerium hatte die Schulen aufgefordert, den Schülern die Wahl zu lassen, die Klausuren an diesem Tag oder am 8. Mai zu schreiben. Ein Teil der Schulen räumte die Wahlmöglichkeit nach Angaben von Kultusministerium Hamburg jedoch nicht ein. "Die Bewältigung dieser besonderen Lage am vergangenen Donnerstagmorgen ist an den Schulen sehr unterschiedlich und zum Teil nicht optimal verlaufen", sagte sie. Deswegen sollten diese betroffenen Schülerinnen und Schülern jetzt die Möglichkeit bekommen, die Klausur am 8. Mai freiwillig zu wiederholen. Wer sich dafür entscheide, dessen bereits geschriebene Klausur werde dann nicht korrigiert und nicht bewertet, sie gelte als nicht geschrieben, sagte Hamburg.

Eine Schule ließ verbotene Klausur schreiben

Weiter habe das Ministerium erfahren, dass eine Schule die vom Kultusministerium nach dem Einbruch verbotene Klausur habe schreiben lassen. Diese betroffenen Prüflinge müssten die Politik-Klausur wiederholen - und zwar auch am 8. Mai, sagte Hamburg. Das täte ihr außerordentlich leid für die Abiturientinnen und Abiturienten. Für die Abiturientinnen und Abiturienten, die am Prüfungstag die Wahl zwischen dem 11. April und 8. Mai hatten, ändert sich laut Hamburg nichts. Ihre Klausur werde regulär bewertet. Einen neuen Nachschreibetermin kündigte Hamburg für den 5. Juni an.

80 Prozent schrieben die Klausur am 11. April

Konkrete Zahlen, wie viele Prüflinge die Klausur am 11. April geschrieben haben, konnte Hamburg nicht nennen. Diese würden noch von den Schulen ausgewertet werden. Ersten Schätzungen zufolge hätten 80 Prozent der Abiturientinnen und Abiturienten die Politik-Klausur am 11. April geschrieben, etwa ein Fünftel habe sich für den Nachschreibtermin entscheiden.

Abi-Klausuren sollen künftig vorher verschlüsselt werden

Um künftig besser vorbereitet zu sein, seien im Zusammenspiel zwischen Ministerium und Schulen Optimierungen geplant, sagte Hamburg. "Damit tragen wir gleichzeitig Sorge, dass sich derartige Fälle in der Zukunft nicht wiederholen." Künftig sollten Nachschreibeklausuren vorher präventiv verschlüsselt werden. So könnten Schulen im Ernstfall Ersatzaufgaben schneller erhalten.

Ministerium lehnt Anhebung der Noten ab

Der zuvor vom Landesschülerrat geäußerten Forderung nach einer um einen Punkt besseren Bewertung der geschriebenen Klausuren erteilte Hamburg eine Absage. Der Wunsch sei zwar nachvollziehbar, sagte die Grünen-Politikerin. Doch wenn das Ministerium eine Verbesserung der Noten vornehmen wolle, müsse das konkrete Gründe haben: Entweder zu wenig Zeit oder zu schwere Aufgaben. "Beides ist bei diesen Abiturprüfungen nicht gewesen", sagte Hamburg. Es gebe keine Möglichkeit, einen zusätzlichen Punkt einzuräumen. Durch die Option des zweiten Schreibtermins am 8. Mai sei ein Nachteilsausgleich gewährt worden.

Landesschülerrat fordert mehr Ausgleich für Nachteile

Für den Landesschülerrat ist die Möglichkeit der Prüfungswiederholung nicht ausreichend. "Wir sehen das Kultusministerium in der Pflicht, sich weiterhin über einen Nachteilsausgleich Gedanken zu machen und spätestens dann, wenn abzusehen ist, dass es einen schlechteren Notenschnitt gibt, dort Maßnahmen parat zu haben", teilte der stellvertretende Vorsitzende Matteo Feind mit.

Direktorenvereinigung beklagt Kommunikation des Ministeriums

Die Niedersächsische Direktorenvereinigung (NDV) kritisierte in einer Mitteilung, dass das Kultusministerium (MK) die Mail mit der Info, dass die Prüflinge auch den Nachschreibetermin wählen können, genau dann angekommen sei, als die Schulleitungen mit dem Herunterladen und Vervielfältigen der neuen Aufgaben beschäftigt waren. Den Schulen "nun implizit den Schwarzen Peter dafür zuzuweisen, dass nicht allen Schülerinnen und Schülern zugleich mit den neuen Aufgaben zur Terminwahl unterbreitet wurde, stellt die Frage nach der Verantwortung des MK für seine Schulen und ist das Gegenteil von reflektiertem Handeln in den zuständigen Schaltstellen", so die Direktorenvereinigung weiter.

Nach Einbruch: Abiturienten schreiben Ersatzklausur

Weil die Prüflinge die Aufgaben nach dem Schuleinbruch theoretisch vorab hätten einsehen können, sah sich das Ministerium eigenen Angaben zufolge gezwungen, zu handeln. Primäres Ziel sei es gewesen, dass die Klausuren nicht anfechtbar seien, sagte Hamburg. Denn dadurch hätten alle Prüflinge landesweit einen Nachteil gehabt.

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