Niedersachsens Ärzte warnen vor "Flohmarkt"-Medikamenten
Den Vorschlag von Ärztepräsident Klaus Reinhardt, Flohmärkte für knappe Medikamente zu organisieren, haben Niedersachsens Ärzteverbände abgelehnt. Das sei unrealistisch und nicht zu Ende gedacht.
Das sagte Tilman Kaethner, Vorsitzender des Landesverbands der Kinder- und Jugendärzte in einem Gespräch mit dem Evangelischen Pressedienst (epd). Im großen Stil solche Tauschbörsen einzurichten, könne sogar gefährlich werden, mahnte er an. Wenn Nachbarn sich aber untereinander etwa mit Fiebersäften oder anderen rezeptfreien "Hausmitteln" aushelfen, hätte er nichts dagegen einzuwenden. Auch die Ärztekammer in Niedersachsen äußerte Kritik an der Idee großer Tauschbörsen.
"Flohmärkte für Medikamente in der Nachbarschaft"
Klaus Reinhardt, der Präsident der Bundesärztekammer, hatte in einem Zeitungsinterview vorgeschlagen, angesichts der Knappheit von Arzneimitteln vor allem für Kinder, "Flohmärkte für Medikamente in der Nachbarschaft" zu veranstalten. "Jetzt hilft nur Solidarität. Wer gesund ist, muss vorrätige Arznei an Kranke abgeben", sagte Reinhardt. Auch viele Medikamente, deren Haltbarkeitsdatum bereits einige Monate abgelaufen sei, könnten notfalls noch gefahrlos verwendet werden.
Kinderarzt warnt vor eigenmächtiger Diagnose
Kinderarzt Kaethner hält Medikamenten-"Flohmärkte" für gefährlich, weil dadurch Eltern, anstatt mit ihren Kindern zum Arzt zu gehen, selbst eine Diagnose stellen und eigenmächtig Medikamente verordnen könnten. Gerade bei Antibiotika und anderen rezeptpflichtigen Medikamenten sei das unter Umständen gesundheitsgefährdend.