Der Kriminologe Christian Pfeiffer blickt in die Kamera. © dpa-Bildfunk Foto: Horst Galuschka
Der Kriminologe Christian Pfeiffer blickt in die Kamera. © dpa-Bildfunk Foto: Horst Galuschka
Der Kriminologe Christian Pfeiffer blickt in die Kamera. © dpa-Bildfunk Foto: Horst Galuschka
AUDIO: Kriminologe Pfeiffer: "Man wird durch die Herkunft nicht negativ geprägt" (6 Min)

Niedersachsen will Nationalität von Tatverdächtigen nicht nennen

Stand: 05.08.2024 12:13 Uhr

In Nordrhein-Westfalen soll die Polizei künftig immer die Nationalität von Tatverdächtigen nennen. Das soll mehr Transparenz schaffen. In Niedersachsen bleiben die Verantwortlichen zurückhaltend.

Das niedersächsische Innenministerium bleibt dabei: Die Herkunft sämtlicher Täter, Opfer oder Zeugen dürfe nur in Ausnahmefällen bekannt gegeben werden - schon wegen der Persönlichkeitsrechte. Das teilte ein Sprecher mit. So eine Ausnahme wäre beispielsweise, wenn die Information für die Fahndung relevant wäre. Ansonsten könne dieses Detail missbraucht werden, um Menschen zu diskriminieren, heißt es weiter. Genau das stehe im Pressekodex und habe sich bewährt. Die Gewerkschaft der Polizei in Niedersachsen findet den Vorstoß ebenfalls nicht so gut. Für die polizeiliche Arbeit sei die Nationalität der Täter erst einmal unerheblich, heißt es von der GdP. Es bringe Unruhe, wenn die Herkunft der Verdächtigen thematisiert wird, und das bedeute dann mehr Arbeit. Der Flüchtlingsrat lehnt die Idee nach Informationen von NDR Niedersachsen ganz ab. Der Versuch, Straftaten auf die Staatsangehörigkeit zu reduzieren, sei strukturell rassistisch.

Auch bekannter Kriminolge ist gegen Nennung der Nationalität

Auch Niedersachsens ehemaliger Justizminister und Kriminologe Christian Pfeiffer ist gegen eine konsequente Nennung der Nationalität von Straftätern. Kriminell werde man nicht, weil man aus einem bestimmten Land stammte, sagte er im Interview bei NDR Info. Kriminalität entstehe durch Gewalterfahrungen in der Kindheit oder wenn man in der Gesellschaft ausgegrenzt werde. Dort müsse man ansetzen, um Kriminalität zu bekämpfen. Ansonsten provoziere man, dass Feindschaften entstünden.

Jochen Kopelke © picture alliance/dpa | Wolfgang Kumm Foto: Wolfgang Kumm
AUDIO: GdP-Chef Kopelke: "Nennung der Nationalität schafft Unruhe" (7 Min)

Tödlicher Messerangriff in England lässt Situation eskalieren

In Großbritannien protestieren Menschen seit Tagen in verschiedenen Städten gewaltsam gegen Migration. Mehr als 150 Randalierer wurden seit Samstag festgenommen. Hintergrund dieser Wut ist ein tödlicher Messer-Angriff eines jungen Briten. Im Internet waren zuvor Falschnachrichten verbreitet worden, wonach der mutmaßliche Angreifer ein Asylbewerber mit muslimischem Namen gewesen sein soll. Die Polizei widersprach dem. Inzwischen wurde der Name des Verdächtigen veröffentlicht. Es handelt sich um einen in Großbritannien geborenen 17-Jährigen, dessen Eltern aus Ruanda stammen.

Großbritannien, Rotherham: Randalierer zertrümmern Fensterscheiben bei einer Anti-Einwanderungsdemonstration © Danny Lawson/PA Wire/dpa Foto: Danny Lawson
AUDIO: Rechtsradikale Ausschreitungen in vielen Städten Großbritanniens (4 Min)

Dieses Thema im Programm:

NDR 1 Niedersachsen | Aktuell | 05.08.2024 | 12:00 Uhr

Mehr Nachrichten aus Niedersachsen

An einer Hausfassade hängt ein Leuchtschild mit der Aufschrift Polizei. © NDR Foto: Julius Matuschik

Niedersachsen will Nationalität von Tatverdächtigen nicht nennen

Anders in Nordrhein-Westfalen. Dort werde derzeit der Medienerlass für die Presse- und Öffentlichkeitsarbeit novelliert. mehr