Niedersachsen: Versorgungszentren als Lösung für Ärztemangel?
Ärztinnen und Ärzte auf dem Land sind Mangelware. Lange Wartezeiten gehören zum Alltag. Um das Problem zu lösen, hat das Land bundesweit einmalige Modellprojekte ins Leben gerufen. Mit Erfolg?
Fast 500 Ärztinnen oder Ärzte fehlen in Niedersachsen. Laut der Kassenärztlichen Vereinigung Niedersachsen (KVN) können im Land 466 Kassen-Sitze nicht besetzt werden. Die Auswirkungen sind je nach Region unterschiedlich - aber vor allem im ländlichen Raum fehlt es an medizinischer Versorgung.
Mehrere Jahre Wartezeit für Arzttermin
In der Region um Alfeld (Landkreis Hildesheim) mussten Patientinnen und Patienten vor der Eröffnung des medizinischen Versorgungszentrums Leinebergland im Oktober zum Teil mehrere Jahre auf einen Arzttermin warten. Grund: Es fehlen sieben Ärztinnen und Ärzte. In den vergangenen Monaten wurden drei Praxen geschlossen, die mangels Nachfolge nicht besetzt werden konnte. "Ich war ein Jahr ohne Hausarzt. Ich habe bestimmt zwölf Hausärzte angerufen und versucht, irgendwo unterzukommen", sagt Bettina Hartkopf, die nun endlich medizinische Versorgung gefunden hat.
Nachfrage im Medizinischen Versorgungszentrum ist groß
Seit Oktober gibt es das medizinische Versorgungszentrum. Vier Ärztinnen und Ärzte sind nach nicht einmal eineinhalb Monaten für 700 Patientinnen und Patienten zuständig. Tendenz steigend. Doch anders als in normalen Hausarztpraxen sind sie nicht selbstständig, sondern bei den Kommunen angestellt.
Medizinische Versorgung und Daseinsvorsorge
Das medizinische Versorgungszentrum ist ein Baustein, der vom Land ins Leben gerufenen Regionalen Versorungszentren. Neben der ärztlichen Betreuung geht es auch um Daseinsvorsorge: Praxen sollen gemeinsam mit Apotheken, Physiotherpiepraxen und Kommunikationsorten unter einem Dach sein.
Land gibt Millionen für Modellprojekte
Insgesamt fördert das Land fünf solcher Versorgungszentren. Dafür hat das Land mehr als sieben Millionen Euro zur Verfügung gestellt. Die rot-grüne Landesregierung will weitere Projekte schaffen. Dass die Kommunen und nicht private Investoren die ärztliche Versorgung im ländlichen Raum aufbauen, ist bundesweit einmalig.