Neues Konzept: Wo Geflüchtete künftig Obhut finden sollen
Niedersachsen hat ein neues Konzept für die Erstaufnahme, wo die Menschen zunächst registriert werden und Asylanträge stellen, bevor sie in die Kommunen verteilt werden. Es sollen im Land verteilt Zentren für jeweils bis zu 500 Geflüchtete entstehen.
An zwei Orten wird es losgehen: In den nächsten Wochen werden die ersten Menschen in eine leerstehende Kurklinik in Bad Sachsa und in ein ehemaliges Feriendorf in Wangerland einziehen. Auch in Cuxhaven ist für 2024 ein solcher Erstaufnahme-Standort geplant, weitere sind im Gespräch. Das Ziel: kleinere Unterkünfte für bis zu 500 Menschen. Sehr große Heime wie in Bad Fallingbostel, wo zwischenzeitlich mehr als 5.000 Menschen untergebracht waren, soll es nicht mehr geben.
Bad Sachsa: 15 Prozent der Stadtbevölkerung wären Geflüchtete
Für die Gemeinden kann das allerdings einen enormen Zuwachs im Ort bedeuten. In Bad Sachsa etwa rechnet Bürgermeister Daniel Quade (FDP) vor, dass damit der Anteil von Geflüchteten an der Stadtbevölkerung 15 Prozent ausmachen würde.
Auch Menschen mit Handicap in Bad Sachsa erwartet
Zwar wird die örtliche Infrastruktur eher wenig belastet, weil in den Unterkünften Verpflegung, ärztliche Versorgung und Kinderunterbringung gewährleistet werden soll. Aber in Bad Sachsa gab es Vorbehalte, wer da kommen könnte. Es werden Frauen, Kinder und Menschen mit Handicap sein, weil die Klinik behindertengerecht ist. In Wangerland dagegen werden es auch allein reisende Männer sein.
Landesweite Verteilung der verschiedenen Herkunftsländer
Das Land plant auch eine Mischung von Lebensalter und Herkunftsländern, so gut wie möglich. "Damit wollen wir eine faire Verteilung im Land erreichen", sagte eine Sprecherin des Innenministeriums dem NDR in Niedersachsen. "Es geht darum, dass verschiedene Regionen gemeinsam die Verantwortung tragen, Menschen Schutz zu bieten." Außerdem könnte so die Suche nach Fachkräften vor Ort einfacher werden.
CDU-Fraktion: Quote nicht von Einwohnerzahl abhängig machen
Der innenpolitische Sprecher der CDU-Fraktion begrüßt die Idee grundsätzlich. "Wir müssen weg von den sehr großen Unterkünften", sagte André Bock dem NDR in Niedersachsen mit Blick auf die Landesaufnahmebehörden. Er fordert aber auch ein Umdenken, wenn es um das darauffolgende Verteilen von Flüchtlingen in die Kommunen geht: "Die Quote orientiert sich bisher zu sehr an der Einwohnerzahl. Das muss sich ändern, es müssen auch andere Faktoren eine Rolle spielen." In seinem Heimatkreis Harburg im Speckgürtel von Hamburg gebe es kaum bezahlbaren Wohnraum, in dem Geflüchtete untergebracht werden könnten.