Neuer Feiertag für Niedersachsen? Land prüft, Wirtschaft warnt
Die rot-grüne Landesregierung führt Gespräche über einen zusätzlichen Feiertag. Niedersachsen sei im Bundesvergleich eines der Schlusslichter - das soll sich ändern, so Grünen-Fraktionschef Detlev Schulz-Hendel.
Beide Parteien hatten in ihrem Koalitionsvertrag im November 2022 angekündigt, die Einführung eines weiteren Feiertags zu prüfen. Die Grünen bekräftigen dies: "Unser Ziel ist es, dass wir noch in dieser Legislaturperiode zu einem Ergebnis kommen und einen weiteren Feiertag einführen", sagte Schulz-Hendel. Bei der SPD klingt das etwas zurückhaltender. "Wir wollen Gespräche mit gesellschaftlichen Akteuren führen und prüfen, ob wir einen weiteren weltlichen, gesetzlichen Feiertag einführen", sagte SPD-Fraktionschef Grant Hendrik Tonne.
Weiterer Feiertag für Niedersachsen? Drei mögliche Tage
Offen ist in der Debatte, welcher Termin für einen möglichen weiteren Feiertag in Frage kommt. Für geeignet halten SPD und Grüne den Internationalen Weltfrauentag am 8. März sowie den Tag der Befreiung Deutschlands von der Nazi-Herrschaft am 8. Mai. Grünen-Chef Schulz-Hendel bringt als dritte Option nun auch den Europa-Tag am 9. Mai ins Gespräch.
Arbeitgeberverband nennt Vorschlag "völlig wirklichkeitsfremd"
Gewerkschaften wie der DGB unterstützen die Idee - es gibt aber auch Kritik - insbesondere aus der Wirtschaft. Volker Schmidt, Hauptgeschäftsführer des Arbeitgeberverbandes Niedersachsenmetall, hält die Idee für "völlig wirklichkeitsfremd". Um die enormen Staatsausgaben zu finanzieren, bräuchte es in diesen Zeiten eigentlich ein Mehr an Arbeitszeit, betont er. Volker Müller, Hauptgeschäftsführer der Unternehmerverbände (UVN), ordnet die Idee als Aprilscherz ein. Rechnerisch werde an jedem Werktag in Niedersachsen mehr als eine Milliarde Euro erwirtschaftet. "Was davon nicht an anderen Tagen nachgeholt wird, geht an Wirtschaftsleistung verloren."
Reformationstag seit 2018 Feiertag
Bislang haben Niedersachsen und andere norddeutsche Bundesländer zehn arbeitsfreie Feiertage - zwei weniger als beispielsweise Bayern und Baden-Württemberg. In Niedersachsen und anderen norddeutschen Ländern war erst 2018 der Reformationstag am 31. Oktober als gesetzlicher Feiertag eingeführt worden.
Große Beteiligung an Umfrage auf Facebook
In den sozialen Netzwerken sorgt das Thema für großes Interesse. Zahlreiche Userinnen und User beteiligen sich an einem entsprechenden Post des NDR Niedersachsen "Welchen neuen Feiertag würden Sie sich wünschen?" - mit sachlichen und auch mal kreativen Vorschlägen via Facebook und Instagram. User "Sincap_64" plädiert etwa für einen "Tag für Religionsvielfalt", Userin "marenmumpitz" verweist auf einen "Kindertag" in Thüringen als Beispiel für Niedersachsen. In eine ähnliche Richtung geht der Vorschlag von Userin "rnasarcasm": Sie wünscht sich einen "Familientag", an dem alle Erwachsenen mit Kindern freihaben und darüber hinaus etwa in Schwimmbädern Rabatte gewährt werden.
Eher in der Minderheit wirkt Userin "Sonja Katharina" - sie plädiert im Sinne der Wirtschaft und wünscht sich, dass eher ein Feiertag abgeschafft wird. Indirekt mehr als 50 neue Feiertage hätte User "treinspottingbremen" gern - er oder sie hätte am liebsten, wenn der Montag zum Wochenende hinzugefügt würde.