Nach dem Hochwasser: Müssen alle nassen Sandsäcke in den Müll?

Stand: 23.01.2024 21:14 Uhr

Das Aufräumen nach dem Hochwasser ist in vollem Gang. Aber was passiert eigentlich mit den Sandsäcken, die nicht mehr benötigt werden? Die Behörden geben teils widersprüchliche Antworten.

von Benedikt Bathe und Sofia Leikam

Es ist ein stetes Kommen und Gehen auf dem ehemaligen Bauhof der Stadt Einbeck (Landkreis Northeim) an diesem Samstag. In einem letzten Kraftakt nach dem Hochwasser wollen Stadtverwaltung und Feuerwehr dafür sorgen, dass mit den Sandsäcken die letzten sichtbaren Folgen des Hochwassers aus der Stadt verschwinden. Den ganzen Tag lang sind sechs Lkw unterwegs, in mehreren Fuhren bringen sie die rund 45.000 Säcke im Stadtgebiet zur Sammelstelle, die mittlerweile der Feuerwehr gehört. Doch je mehr Sandsäcke sich auf dem Gelände stapeln, desto drängender wird die Frage: Wohin mit ihnen?

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Aufräumarbeiten mit offenem Ende

Eine Frage, die auch Einbecks Stadtbrandmeister Lars Lachstädter umtreibt. "Da man eben spärliche Informationen kriegt, haben wir entschieden, die Sandsäcke heute erst mal auf einzelne Haufen aufzuteilen", erklärt er. Über die weitere Verwendung könne man dann später entscheiden. Also dirigiert der kernige Mann den Radlader auf dem Hof zu den verschiedenen Häufchen: Jute- zu Jutesack, Plastik- zu Plastiksack. Und dazwischen überall: Sand. Nicht alle Säcke haben dicht gehalten.

Sandsäcke nach dem Hochwasser: Fragen über Fragen

Eine Reihe von Dingen müsste geklärt werden, damit die Sandsäcke endlich aus der Welt geschafft werden können. "Wie müssen die beprobt werden? Was passiert mit den kontaminierten Sandsäcken? Was ist mit denen, die aus Jute sind? Jute würde sich ja zersetzen. Können wir die irgendwo auf eine Deponie bringen?" Die Fragen sprudeln nur so aus Brandmeister Lachstädter heraus.

Widersprüchliche Empfehlungen der Behörden

Sandsäcke werden auf dem ehemaligen Bauhof in Einbeck entladen. © NDR Foto: Benedikt Bathe
Auf dem ehemaligen Bauhof in Einbeck sind die Aufräumarbeiten nach dem Weihnachtshochwasser in vollem Gange.

Antworten werden sie in Einbeck bald finden müssen, denn zuvorderst sind die Kommunen für die Aufräumarbeiten verantwortlich. Keine einfache Aufgabe, das zeigen schon die unterschiedlichen Empfehlungen der Behörden zu diesem Thema. Auf Anfrage des NDR Niedersachsen verweist das Umweltbundesamt (UBA) auf eine Stellungnahme, die nach dem Elbe-Hochwasser von 2002 entstanden ist. Demnach sollten nass gewordene Sandsäcke möglichst schnell entsorgt werden.

Umweltbundesamt: Verbreitung von Krankheitserregern droht

"Nasse Sandsäcke gehören grundsätzlich komplett auf Hausmülldeponien", betonen die Experten des UBA. Sonst könnten sich Krankheitserreger verbereiten. Bei besonderer Verunreinigung sei gar die Entsorgung auf einer Sonderabfalldeponie notwendig, betont die Behörde weiter. Die Logik dahinter: Es ist schwer abschätzbar, ob Öl oder andere Gefahrenstoffe das Wasser verunreinigt haben - und was das für die wochenlang im Nass liegenden Säcke bedeutet.

Ministerium: Einlagern im Sinne der Nachhaltigkeit

Diese vorsichtige Linie bei der Risikobewertung scheint das Niedersächsische Umweltministerium nicht zu teilen. "Im Sinne der Nachhaltigkeit können beziehungsweise sollten die allermeisten Säcke entleert, getrocknet und wieder eingelagert werden für den nächsten Einsatz - sofern sie nicht kaputt oder stark verschmutzt sind", heißt es aus dem Haus von Minister Christian Meyer (Grüne). Gleiches gelte für den Sand im Inneren der Säcke.

Eine Frage des Geldes

Für Lars Lachstädter sind dies nicht nur Fragen der korrekten Entsorgung oder des Umweltschutzes, für den Brandmeister geht es auch ums Geld. Bereits die Beschaffung der Säcke hat in Einbeck enorme Kosten verursacht. Müsste jetzt beispielsweise auch noch der Sand getrennt entsorgt werden, stiegen die Kosten auf rund 40.000 Euro, schätzt Lachstädter. Bislang fühlt er sich allein gelassen mit den Sandsack-Haufen auf dem Hof.

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Aktuell | 23.01.2024 | 19:30 Uhr

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