Mit einem Schulvertrag gegen Cybermobbing
Cybermobbing unter Schülern ist ein großes Problem. Laut einer aktuellen Studie des "Bündnisses gegen Cybermobbing" sind mehr als 1,4 Millionen Kinder und Jugendliche in Deutschland von Attacken im Internet betroffen. Als eine der ersten Schulen in Niedersachsen hat die IGS Stöcken in Hannover auf das Problem mit einem Schulvertrag reagiert - unterschrieben von allen Schülerinnen und Schülern sowie deren Erziehungsberechtigten. Darin gibt es Tipps, wie man sich im Falle von Cybermobbing verhalten soll - außerdem beeinhaltet der Vertrag eine Art Selbstverpflichtung, damit es gar nicht erst zu solchen Angriffen zum Beispiel auf Mitschüler kommt. Das ist nicht die einzige Maßnahme an der IGS, um gegen Cybermobbing vorzugehen.
Als Schul-Sozialarbeiterin hat Kerstin Rudolf-Katz regelmäßig mit dem Thema Cybermobbing zu tun. Immer wieder berichten ihr Schüler von entsprechenden Vorfällen - dann versucht die 54-Jährige zu vermitteln, schaltet die Eltern und notfalls sogar die Polizei ein.
Workshops sollen auf Gefahren im Netz aufmerksam machen
Außerdem organisiert Rudolf-Katz Workshops und AGs, um die Kinder und Jugendlichen auf die Gefahren im Netz aufmerksam zu machen. Mit dabei sind auch der 15-jährige Viktor und die 13 Jahre alte Sara-Josefine. Beide kennen Fälle von Cybermobbing. "Zum Beispiel, wenn man gesagt bekommen hat, dass man Mundgeruch hat. Dafür könnte man sich natürlich schämen, wenn das dann durch eine WhatsApp-Gruppe oder durchs Internet geht", sagt Viktor. "Es gab mal eine Mitschülerin von mir. Da ging es darum, dass sie Fotos von sich unbekleidet verschickt hat", erzählt Sara-Josefine. Die Bilder seien dann im Internet auf einer Instagram-Seite gelandet.
Schulvertrag gegen Cybermobbing
Damit es gar nicht erst zu solchen Vorfällen kommt, hat Schul-Sozialarbeiterin Rudolf-Katz einen Vertrag ausgearbeitet - eine Art Selbstverpflichtung, unterschrieben von der Schulleitung, allen Kindern und Jugendlichen und deren Erziehungsberechtigten. "Im Vertrag steht zum Beispiel: Hiermit verpflichte ich mich, im Internet niemanden zu beleidigen, keine falschen Behauptungen gegen jemanden in die Welt zu setzen, meine Freunde nicht gegen eine Person aufzuhetzen, niemanden zu erpressen und generell niemandem Schaden zuzufügen", sagt Rudolf-Katz.
Zahl der Übergriffe sinkt
Wer gegen den Vertrag verstößt, wird von der Schul-Sozialarbeiterin zum Gespräch geladen. Erste Erfolge gibt es dank dieser Selbstverpflichtung schon: Die Zahl der Übergriffe konnte gesenkt werden. Doch nicht immer ist es leicht, sich an den Vertrag zu halten, müssen Sara-Josefine und Viktor eingestehen. "Beleidigungen kommen leider immer noch häufig vor, vor allem in unserer WhatsApp-Klassengruppe. Und wenn man dann versucht, sich dagegen zu wehren, dann wird es manchmal noch schlimmer", sagt Sara-Josefine. Umso wichtiger sei der Vertrag, meint Viktor, damit sich Schüler bewusster darüber werden, was sie anrichten können.
Ganz verhindern lassen sich solche Attacken leider nicht, sagt Schul-Sozialarbeiterin Rudolf-Katz - obwohl auch die Workshops und AGs ihre Wirkung erzielen würden. Für die 54-Jährige steht deshalb fest: Das Problem Cybermobbing wird sie und ihre Schule noch lange umtreiben. "Wir müssen auf alle Fälle am Ball bleiben. Das immer wieder mal wiederholen, vielleicht sogar noch verstärkter, weil es auch immer mal wieder in Vergessenheit gerät. Und dann geht es auch ganz viel darum, wenn es passiert, wo kann ich mir Hilfe holen? Wie kann ich reagieren, wenn ich mich bedroht oder angegriffen fühle? Reagiere ich oder lasse ich es lieber komplett sein? Und, was wir auch ganz oft vermitteln: Beziehe jemand anderen mit ein, bleibe mit Deiner Not nicht allein! Und alles andere kann sich dann entwickeln und kann man dann auch besprechen."
Hilfe für Mobbing-Opfer bietet auch das "Bündnis gegen Cybermobbing". Auf der Internetseite stellt die Organisation kostenlos verschiedene Ratgeber zum Download zur Verfügung. Betroffene finden hier außerdem Links zu weiteren Hilfsangeboten.