Lehrermangel auf Rekordniveau: "Handlungsbedarf ist groß"
An den Schulen Niedersachsens ist die Unterrichtsversorgung auf den niedrigsten Wert überhaupt gefallen, seit vor 20 Jahren erstmals die Daten erhoben wurden.
Der ermittelte Wert, der aus dem Verhältnis von Schülern und Lehrerstunden hervorgeht, lag zum Stichtag im September bei 96,3 Prozent (Vorjahr: 97,4 Prozent). "Die Zahlen bestätigen einmal mehr den großen Handlungsbedarf", sagte Niedersachsens Kultusministerin Julia Willie Hamburg (Grüne) am Mittwoch.
Mehr Quereinsteiger und bessere Bezahlung
Sie will nun verstärkt Menschen an den Schulen beschäftigen, die keine studierten Lehrer sind, sondern zum Beispiel Kunst- oder Musiktherapeuten. Für weitergehende Schritte brauche das Land mehr Zeit. Als langfristige Maßnahmen will es den Lehrkräftebedarf in Zukunft besser planen und Ausbildungskapazitäten erhöhen. Außerdem sollen vom kommenden Jahr an viele Lehrerinnen und Lehrer mehr verdienen als bisher, um den Beruf in Niedersachsen attraktiver für potentielle Bewerberinnen und Bewerber zu machen.
Unterrichtsqualität soll nicht noch mehr leiden
Die Kultusministerin will einerseits mit den Maßnahmen erreichen, dass die Unterrichtsqualität für die Schülerinnen und Schüler nicht noch mehr leidet. Andererseits will sie aber auch verhindern, dass die Lehrkräfte, die es aktuell gibt, zu sehr über ihre Grenzen gehen. Hamburg betonte, dass das Land erneut mehr Lehrkräfte eingestellt habe, als aus dem Beruf ausgeschieden sind.
Mehr Schüler und Krankheitsausfälle
Dass sich dennoch die Situation an den Schulen kaum bessert, liege laut Kultusministerium an mehr Schülerinnen und Schüler, deren Zahl sich auch durch Geflüchtete, vor allem aus der Ukraine, noch vergrößert hat. Außerdem würden 20 Prozent der Lehrerstunden nicht mehr nur in den klassischen Unterricht, sondern auch in Ganztagsangebote oder in Sprachförderung und Inklusion fließen. Als weiteren Grund führte Hamburg an, dass es mehr Schwangerschafts- und Krankheitsausfälle sowie Teilzeitbeschäftigungen bei den Lehrkräften gebe. Laut Statistik zeigt sich der Lehrermangel besonders an Haupt- und Förderschulen. Dagegen vergleichsweise gut dastehen würden Gymnasien und Grundschulen.