Kultusministerin: Künstliche Intelligenz muss in die Schulen
Der NDR Niedersachsen bittet die Spitzen der im Landtag vertretenen Parteien zum Sommerinterview. Martina Thorausch, Leiterin der Redaktion Landespolitik, hat Kultusministerin Julia Willie Hamburg (Grüne) zum Museumsbesuch in Hannover getroffen.
Die Politiker können sich den Ort des Sommerinterviews selbst aussuchen. Julia Willie Hamburg will eigentlich in der hannoverschen Leinemasch spazieren gehen. Doch wegen der unsicheren Wetterlage in diesen Tagen schwenkt die Ministerin kurzfristig um: Sie wählt das Sprengel-Museum. Moderne Kunst statt Matsch an den Schuhen. Nicht nur das Wetter könnte besser sein, auch die Stimmung an den Schulen. Stichwort Personalmangel. "Es wird definitiv eine Zeit, die unbequem wird", sagt die Ministerin mit Blick aufs neue Schuljahr. Viele seien ausgelaugt von der Pandemie und von der dünnen Personaldecke. Sie nehme eine "unglaubliche Erschöpfung" wahr und "sehr viel Unzufriedenheit im System", räumt Hamburg offen ein - gleichzeitig sehe sie auch "unglaublich viel Lust, Schule zu gestalten".
Keine Entscheidungen gegen die Lehrkräfte
Hamburg erzählt von ihren Plänen: Mehr Geld für Grund-, Haupt- und Realschulkräfte, Konzepte für Quereinsteiger, bessere Studienbedingungen - das alles sei am Start. Sie weiß: Kurzfristig lässt sich die Personalnot damit nicht beheben. Zurzeit fehlen laut Hamburg rund 2.000 Lehrkräfte, Tendenz steigend. Sie macht klar, dass sie keine Entscheidungen gegen die Lehrkräfte treffen will: "Es bringt nichts, wenn ich jetzt sage: alle arbeiten mehr. Oder bestimmte Stunden finden weniger statt. Weil das dann vor Ort nicht getragen wird." Sie arbeite gerade an einem "sinnvollen System, das in der Schule funktioniert".
Fallen Schüler-Tablets dem Rotstift zum Opfer?
Unklar bleibt, wann die Schülerinnen und Schüler in Niedersachsen flächendeckend mit Laptops im Unterricht arbeiten - ein Wahlkampfversprechen von Rot-Grün. Die Ministerin verweist auf die angespannte Finanzlage, auf die Energiekrise und die schwächelnde Wirtschaft. "Wir müssen schauen, was wir uns am Ende des Tages leisten können", sagt Hamburg. "Aber ja, der Koalitionsvertrag sieht das vor und ich fände das auch gut, dass wir dann tatsächlich Tablets am Ende der Legislaturperiode ab mindestens Klasse 8 haben." Ende der Legislaturperiode, das heißt im Jahr 2027.
KI muss in der Schule eine wichtige Rolle spielen
Ein weiteres Thema im NDR-Sommerinterview: Künstliche Intelligenz. Hamburg ist sich sicher, dass KI in der Schule eine wichtige Rolle spielen muss. "Wir werden sie künftig haben. Das heißt, wir müssen lernen, mit ihr umzugehen", sagt die Grünen-Politikerin. Künstliche Intelligenz könne zum Beispiel beim Schreiben von Texten helfen. "Es wäre ja absurd, es nicht zu nutzen", so die Ministerin. Gleichzeitig mahnt sie einen sensiblen Umgang mit der Technik an. "Wichtig ist, dass Schüler auch lernen: Was diese Künstliche Intelligenz ausspuckt, muss nicht stimmen." Die Kultusministerin sieht auch die Gefahr, dass KI-Software Falschmeldungen produziert, sogenannte Fake News. Die Botschaft an die Schüler müsse sein: "Du musst noch selbst denken. Du bist derjenige, der die Maschine beherrscht - und nicht die Maschine dich."
KI könnte auch Teil von Prüfungen werden
Die Sorge, dass Schüler Künstliche Intelligenz im großen Stil nutzen, um in Klassenarbeiten oder Hausaufgaben zu schummeln, teilt Hamburg nicht. Es sei denkbar, Prüfungsleistungen zu verändern, um ein Schummeln mit KI einzudämmen. "Indem wir zum Beispiel sagen: Künstliche Intelligenz ist Teil Deiner Aufgabe - und Du musst transparent machen, wie Du sie genutzt hast."