Familienausflug- Eltern mit Kindern gehen in einem Tiergehege spazieren. © picture alliance / Winfried Rothermel

Kinder in Niedersachsen sind besonders von Armut bedroht

Stand: 26.01.2023 07:44 Uhr

Mehr als jedes fünfte Kind (22,4 Prozent) ist in Niedersachsen armutsgefährdet. Mit 302.000 Betroffenen liegt das Land über dem Bundesschnitt. Auch junge Erwachsene sind überdurchschnittlich bedroht.

Das geht aus einer Studie hervor, die die Bertelsmann Stiftung am Donnerstag veröffentlichte. Deutschlandweit lebten demnach im Jahr 2021 knapp 2,9 Millionen Kinder und Jugendliche in der Gefahr, in Armut abzurutschen. Das entspricht einem Anteil von 20,8 Prozent. Bundesweit gibt es erhebliche regionale Unterschiede: Am höchsten ist die Armutsgefährdungsquote in Bremen, am niedrigsten in Bayern.

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Größtes Armutsrisiko in alleinerziehenden Familien

Als armutsgefährdet gelten Kinder, wenn ihre Eltern weniger als 60 Prozent des mittleren Haushaltseinkommens verdienen oder Leistungen der Grundsicherung erhalten. Das größte Armutsrisiko haben Kinder in Mehrkindfamilien mit einem alleinerziehenden Elternteil (86 Prozent). Aber auch viele junge Erwachsene sind laut der Studie mit Armut konfrontiert. Unter jungen Menschen zwischen 18 und 25 Jahren verzeichnet Niedersachsen 25,9 Prozent Betroffene – und liegt damit ebenfalls leicht über dem Bundesdurchschnitt (25,5 Prozent).

Kinderarmut verschlechtert die Zukunftsaussichten

Aktuelle Krisen und Preissteigerungen hätten das Problem verschärft, sagt Anette Stein, Direktorin des Programms Bildung und Next Generation bei der Bertelsmann Stiftung. "Wer als junger Mensch in Armut aufwächst, leidet täglich unter Mangel, Verzicht und Scham und hat zugleich deutlich schlechtere Zukunftsaussichten", so Stein. Die Bertelsmann Stiftung appelliert an die Bundesregierung, die geplante Kindergrundsicherung so schnell wie möglich zu beschließen. Gleichzeitig spricht sich Stein gegen Regulierungen über das Kindergeld aus. "Eine Erhöhung des Kindergeldes ist teuer, vermeidet aber keine Armut, denn es kommt bei Familien im SGBII-Bezug nicht an."

Kindergrundsicherung soll Armut bekämpfen

In der Kindergrundsicherung sollen staatliche Leistungen für Kinder – Kindergeld, Kinderzuschlag, Leistungen für Kinder im Bürgergeldbezug, Zuschüsse für Schul- und Freizeitaktivitäten oder steuerliche Kinderfreibeträge – zusammengefasst und unbürokratisch ausgezahlt werden. Die Ampel-Koalition hat eine Einführung für 2025 angekündigt. Um die Lage speziell der jungen Erwachsenen zu verbessern, sind laut Bertelsmann Stiftung außerdem eine Ausbildungsgarantie sowie eine BAföG-Reform unerlässlich. Beide Vorhaben seien ebenfalls im Koalitionsvertrag angekündigt.

Dieses Thema im Programm:

NDR 1 Niedersachsen | Aktuell | 26.01.2023 | 06:00 Uhr

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