Hunderte Teilnehmende bei Kundgebungen zum 1. Mai
Anlässlich des Tags der Arbeit hatten die Gewerkschaften in Niedersachsen zu zahlreichen Demos und Kundgebungen aufgerufen. Unter den Rednerinnen und Rednern waren auch einige SPD-Spitzenpolitiker.
SPD-Parteichef Lars Klingbeil war bei einer Kundgebung des Deutschen Gewerkschaftsbundes (DGB) in Lehrte in der Region Hannover - und zeigte in seiner Rede Verständnis für höhere Lohnforderungen. Er finde es richtig, jetzt für höhere Löhne auf die Straße zu gehen und für Tarifbindung Warnstreiks zu machen. "In Zeiten der Unsicherheit brauchen wir mehr Mitbestimmung. In Zeiten des Wandels brauchen wir starke Gewerkschaften", sagte Klingbeil. Eine Einschränkung des Streikrechts werde es daher mit seiner Partei nicht geben.
Heil: "Sicherung von Fachkräften und anständige Löhne sind Hauptthemen"
Zuvor hatte Bundesarbeitsminister Hubertus Heil (SPD) in Wolfsburg vor mehreren Hundert Menschen gesprochen. Noch nie seien in Deutschland so viele Menschen in Arbeit gewesen wie heute, sagte Heil. Das sei eine gute Nachricht. In manchen Branchen würden jedoch händeringend Fachkräfte gesucht. Zuwanderung aus dem Ausland sei notwendig, um die Lücke zu schließen. Die Menschen, die kämen, müssten aber auch integriert werden. Neben der Sicherung von Fachkräften gehe es vor allem um "anständige Löhne in diesem Land", sagte Heil dem NDR in Niedersachsen. Dafür brauche es - neben dem Mindestlohn - mehr Tarifbindung. "Deshalb werden wir dafür sorgen, dass alle öffentliche Aufträge des Bundes nur noch an Unternehmen gehen, die nach Tarif bezahlen."
Ministerpräsident Weil fordert Unterstützung "in schwierigen Zeiten"
Niedersachsens Ministerpräsident Stephan Weil (SPD) betonte in seinem Statement, der 1. Mai stehe wie kein anderer Tag für Solidarität und Zusammenhalt der abhängig Beschäftigten. "Wir müssen gerade auch in schwierigen Zeiten zusammenstehen und uns gegenseitig unterstützen", sagte Weil. Für die gesamte Gesellschaft gelte es, durch den Schulterschluss gemeinsame Stärke zu erreichen.
Philippi: "Mehr Tarifbindung, weniger Leiharbeit"
Auch Niedersachsens Arbeitsminister Andreas Philippi (SPD) appellierte an Zusammenhalt und Solidarität in der Gesellschaft. Zudem betonte er die vielen Veränderungen, die Arbeitnehmende vor große Herausforderungen stellten. Das Land wolle dafür sorgen, dass niemand abgehängt werde, sagte Philippi bei einer Kundgebung in Hildesheim. Unter anderem werde die Landesregierung sich dafür einsetzen, dass die Tarifbindung der Unternehmen wieder zunimmt, sowie sachgrundlose Befristungen abgeschafft und Leiharbeit sowie Werkverträge "auf das unumgängliche Maß" begrenzt werden, so der Minister.
Ver.di: "Motto war selten so passend"
Der DGB hatte den 1. Mai in diesem Jahr unter das Motto "Ungebrochen solidarisch" gestellt. Selten sei ein Motto so passend gewesen, kommentierte die Gewerkschaft ver.di. Man habe gezeigt, was man "gemeinsam solidarisch durchsetzen" könne - "egal ob zu den Post-Tarifverhandlungen, bei den Flughäfen, im öffentlichen Nahverkehr, in der privaten Energiewirtschaft oder zuletzt bei den langen und intensiven Arbeitskämpfen im öffentlichen Dienst des Bundes und der Kommunen", so ver.di.
Niedersachsenweit mehr als 40 Veranstaltungen
Bereits am Vorabend des 1. Mai hatte es in Niedersachsen einige Veranstaltungen gegeben - zum Beispiel ein "Rock gegen Rechts"-Konzert auf dem Oldenburger Rathausmarkt. Zum Schwerpunkt am 1. Mai fanden dann im ganzen Land mehr als 40 Demonstrationen, Kundgebungen und Familienfeste statt - in Großstädten wie Hannover, Braunschweig, Salzgitter, Oldenburg, Osnabrück und Göttingen, aber auch beispielsweise in Alfeld, Nienburg, Barnstorf, Einbeck, Emden - und auf der Nordseeinsel Norderney.