Gewalt gegen Lehrkräfte: GEW fordert Null-Toleranz-Grenze
Die Lehrergewerkschaft GEW in Niedersachsen hat eine Null-Toleranz-Grenze bei Gewalt gegen Lehrkräfte gefordert. Im vergangenen Jahr gab es laut LKA 159 Fälle von Körperverletzung.
"Wir spüren eine zunehmende Aggressivität - von Schülerinnen und Schülern wie auch von den Eltern", sagte Torsten Neumann vom Verband Niedersächsischer Lehrkräfte (VNL). Seit der Corona-Zeit seien Frust und Defizite im Sozialverhalten unter den Jugendlichen deutlich spürbarer als vor der Pandemie. Um künftig die Zahl der Gewaltdelikte gegen das Lehrpersonal zu verringern, setzt die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) auf Zusammenarbeit mit der Polizei und mehr gemeinsame Gewaltprävention. Die Schulen reagierten bereits mit einem Sozialtraining für die Schülerinnen und Schüler, so Neumann vom Lehrerverband. Allerdings wirke sich das leider noch nicht aus wie gewünscht. Das Problem sei so groß, dass Schulen es nicht allein auffangen könnten.
Lehrkräfte werden geschlagen, Reifen zerstochen
Häufig fange es damit an, dass Jugendliche - und vermehrt auch Eltern - versuchen, Lehrkräfte einzuschüchtern, so Neumann. "Da heißt es dann 'Ich weiß, wo Sie wohnen', oder 'Ich kenne Ihr Auto'." Manchmal würden am Ende tatsächlich Lehrkräfte geschlagen, Autotüren zerkratzt oder Reifen zerstochen. Die Auslöser für die Übergriffe gegen Lehrkräfte können den Angaben zufolge ganz unterschiedlich sein: eine Note, die dem Schüler nicht passt, eine Strafe, die nicht akzeptiert wird. Besonders betroffen sind junge Lehrerinnen, die neu im Beruf sind, wie Franz-Josef Meyer, Landesvorsitzender vom Verband Bildung und Erziehung (VBE), mitteilt.
Nicht alle Gewalttaten werden angezeigt
Über die Statistik des Landeskriminalamtes hinaus gebe es sehr wahrscheinlich noch viel mehr Übergriffe, so die GEW. Die meisten Lehrkräfte, die von Schülern bedroht oder attackiert werden, würden die jungen Täter nicht gleich anzeigen, sondern versuchten es zunächst mit pädagogischen Mitteln wie Elterngesprächen. Das Problem der Gewalt gegen Lehrkräfte ist laut GEW von Schule zu Schule unterschiedlich und hängt auch von den Einzugsgebieten ab. In Gegenden mit sozial nicht so gut gestellten Familien sei das Problem größer.
Offizielle Zahlen sinken gegenüber Vor-Corona-Zeit
Das Landeskriminalamt (LKA) registrierte im vergangenen Jahr insgesamt 159 Fälle von Körperverletzung gegen Lehrerinnen und Lehrer. Im durch Homeschooling geprägten Corona-Jahr 2021 waren es demnach 121 Fälle. Vor Beginn der Pandemie habe die Zahl offiziell bei 197 Fällen gelegen. An den allgemeinbildenden Schulen in Niedersachsen unterrichten insgesamt rund 68.500 hauptamtliche Lehrkräfte.