Geleakte E-Mails: Reichsbürger stecken hinter Hotelkauf im Harz
Interne E-Mails verdichten das Bild: Die neue Eigentümerin hat das Hotel in Bad Lauterberg am Wiesenbeker Teich in Absprache mit der Reichsbürger-Gruppe "Königreich Deutschland" gekauft.
Die Mails stammen aus der internen Kommunikation der Reichsbürger-Organisation "Königreich Deutschland". Fachleute und Wissenschaftler stufen sie als rechtsextrem ein. Die Organisation setzt auf Expansionskurs, indem sie versucht, deutschlandweit Immobilien zu kaufen.
E-Mails zeigen Kommunikation über Hotelkauf
Aus dem Mail-Verkehr geht hervor, dass die Gruppe offenbar in geteilten Rollen tätig wurde. Zunächst hatte sich ein anderer Akteur der Szene, Rudolf P., für das Hotel am Wiesenbeker Teich interessiert. Auch er gilt als Anhänger dieser Reichsbürger-Gruppe. P. bahnte das Geschäft über einen Immobilienmakler an. Am 20. Januar 2022 ging es in den Mails explizit um die strengen Auflagen rund um das baufällige Hotel. "Egal, was Sie mit der Immobilie vorhaben, muss alles vorab mit dem Denkmalschutz und der Bauaufsicht abgesprochen werden", schreibt der Makler in einer der geleakten E-Mails, die aus dem inneren Kreis des "Königreichs" stammen.
Kirche in Bremerhaven im Visier
Immer wieder wird auch über andere Kaufverträge, beispielsweise in Brandenburg, kommuniziert. Das Interesse der Gruppe scheint besonders Gaststätten und Hotels zu gelten. Zeitweise rückt sogar der Kauf einer Kirche in Bremerhaven ins Visier der Reichsbürger.
Strenge behördliche Auflagen für Nutzung
Für die Organisation, die darauf pocht, in einem Phantasiestaat mit eigenen Regeln leben zu wollen, sind die angekündigten behördlichen Auflagen offenbar kein Hindernis. Den Kaufvertrag selbst unterzeichnete dann Ute K.: Für rund 200.000 Euro erwarb sie im Juni 2022 das Hotel und nach eigenen Angaben mehr als vier Hektar Fläche inklusive Wald und Fischteichen.
Keine Antworten auf Fragen des NDR
Sowohl K. als auch Rudolf P. ließen Fragen des NDR ins Leere laufen. Der Immobilienmakler konnte damals aus den vorliegenden Mails nicht schließen, dass beide für die Verschwörer-Szene handelten - heute ist es offenkundig. Der Bürgermeister von Bad Lauterberg, Rolf Lange (CDU), hatte im Interview mit dem NDR angekündigt, dass es hohe Auflagen für jegliche Nutzung des Hotels geben dürfte. Er bezog sich dabei auf den Naturschutz. Dirk-Claas Ulrich, Sprecher des Kreisverbands der Grünen, forderte den Landkreis auf, alle rechtsstaatlichen Mittel zu prüfen: "Das ist eine langfristige Aufgabe und kann nur gemeinsam gelingen."
Mail ging offenbar auch an Anführer der Organisation
Für Ute K. scheint es nicht das erste Immobilienprojekt gewesen zu sein. Aus den vom Hackerkollektiv "Anonymous Deutschland" geleakten Mails geht hervor, dass sie bereits 2021 den Anführer der Bewegung, Peter Fitzek, anmailte. Es ging um den geplanten Kaufvertrag eines Grundstücks in Bagenz in Brandenburg. Der niedersächsische Verfassungsschutz schreibt auf Nachfrage des NDR, er habe erst nach dem Verkauf des Hotels in Bad Lauterberg davon Kenntnis erlangt.