Stand: 20.08.2013 21:15 Uhr

Fleischindustrie: Moderner Sklavenhandel

von Dörte Petsch, Brid Roesner & Sugárka Sielaff

Schwerstarbeit zu Hungerlöhnen, menschenunwürdige Unterkünfte, dubiose Subunternehmen - die fleischverarbeitende Industrie in Niedersachsen ist berühmt-berüchtigt für ihre Methoden. Ein Insider berichtet den Reportern von Panorama 3, wie es abläuft in den Fleischzerlegungsstätten im westlichen Niedersachsen.

Hungerlöhne statt "großes Geld"

Sandor Buza, Arbeiter in der Fleischindustrie. © NDR
Berichtet von zahlreichen Straftaten: Der ungarische Zeuge Sandor Buza.

Sandor Buza ist Ungar, arbeitet seit vielen Jahren für die Fleischindustrie. Angefangen hat er als Arbeiter am Fließband, wird dann Vorarbeiter und freundet sich mit dem Chef jenes Subunternehmens an, das ihn wie die anderen mit vielen Versprechungen und Aussicht auf das große Geld nach Deutschland holt.

Ausgezahlt wird in bar, quittiert mit einer Blankounterschrift der Arbeiter. Buza berichtet: "Ich nehme mal ein Beispiel: Einem Rumänen, der auch als Zeuge ausgesagt hat, hat man gesagt, dass er netto 2.000 Euro verdient. Doch auf dem Papier, was er unterzeichnet, waren es nur 1.300 Euro. Die restlichen 700 Euro steckt der Subunternehmer ein." Und selbst dieses Gehalt bekämen nur Vorarbeiter. Bei den einfachen Arbeitern seien es oft nur 30-40 Euro am Tag.

Behörden glauben Buza nicht

Doch die Staatsanwaltschaft glaubt Sandor Buza zunächst nicht. Er überwirft sich mit seinem Chef, dieser versucht ihn  mit falschen Verdächtigungen mundtot zu machen, doch Buza wehrt sich. Vor Gericht packt er aus - und wird freigesprochen. Erst jetzt leitet die Staatsanwaltschaft ein Ermittlungsverfahren gegen den Subunternehmer ein. Wie viel die Ermittler jetzt noch an belastendem Material finden werden, ist ungewiss.

Kontrollen ohne Befund

Und auch Kontrollen müssen die Unternehmen nach Buzas Worten nicht fürchten. Denn die Kontrolleure kommen grundsätzlich nur mit vorheriger Anmeldung. Dann sind noch zwei bis drei Stunden Zeit, um alles für den offiziellen Besuch herzurichten. Zeit genug, um Ort und Mitarbeiter vorzubereiten. Die befragten Kollegen erzählen dann, so Buza, was ihnen vorher gesagt wurde und was sie auswendig gelernt haben. Und so bleiben die Kontrollen meist ohne Befund.

Dieses Thema im Programm:

Panorama 3 | 20.08.2013 | 21:15 Uhr

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