Endlagersuche: Wie lang darf Atommüll im Zwischenlager bleiben?
Die Endlagersuche wird sich um mehrere Jahrzehnte verzögern. Der atomare Abfall wird damit viel länger in den Zwischenlagern bleiben. Doch deren Sicherheitsnachweise sind dafür gar nicht ausgelegt.
In den niedersächsischen Zwischenlagern stehen aktuell 237 Behälter mit hochradioaktiven Abfällen. Die eine Hälfte davon befindet sich auf den Betriebsgeländen der abgeschalteten Atomkraftwerke Unterweser und Grohnde und dem noch laufenden AKW in Lingen. Die anderen mehr als 100 Atommüllbehälter stehen im zentralen Zwischenlager in Gorleben. Diese Zwischenlager sind eigentlich nur als Übergangslösung gedacht, bis es ein Endlager gibt. Wenn das aber erst rund vier Jahrzehnte später fertig ist, werde das auch Folgen für die Zwischenlager haben, sagt Wolfram König, Präsident des Bundesamtes für die Sicherheit der nuklearen Entsorgung (BASE) dem NDR.
Zwischenlager: Sicherheitsnachweise für 40 Jahre ausgelegt
So seien etwa die Sicherheitsnachweise für die Zwischenlager nur für 40 Jahre ausgelegt gewesen. Man müsse deshalb nun überprüfen, wie lange man die hochradioaktiven Abfälle in solchen Zwischenlagern überhaupt unterbringen könne. Auch bei der Materialsicherheit der Behälter gebe es jetzt Forschungsbedarf, sagt König.
Verliert Endlagersuche an Glaubwürdigkeit?
Der Entsorgungsexperte sieht noch ein weiteres Problem durch die längere Endlagersuche. Nämlich, wie lange das Interesse der Bevölkerung über eine so lange Dauer aufrechterhalten werden könne. Das sei wichtig, damit die Menschen an dem Prozess der Endlagersuche beteiligt werden können. Das schreibt das Gesetz zwingend vor. Auch darum wäre es nach Ansicht von König nötig, dass die Bundesgesellschaft für Endlagerung (BGE) Vorschläge für mögliche Endlager-Standorte macht und die potenziell geeignete Fläche, die im Moment noch 54 Prozent Deutschlands umfasst, eingrenzt. Doch auch das wird sich nun verzögern. Entsorgungsexperte und BASE-Präsident König findet das problematisch. Er befürchtet, dass der Prozess der Endlagersuche seine Glaubwürdigkeit verlieren könnte.
BASE-Chef fordert Überprüfen des Zeitplans
Wolfram König hat nun vom Bundesumweltministerium die Aufgabe bekommen, den neuen Zeitplan zur längeren Endlagersuche zu überprüfen. Und vielleicht, so hofft König, könne man jetzt auch die Chance nutzen, sich den gesamten Prozess der Endlagersuche noch mal kritisch anzusehen und zu gucken, was besser laufen könnte. Der Bund müsse sicherstellen, dass Deutschland rechtzeitig ein Endlager mit den bestmöglichen Sicherheiten bekomme und dabei gleichzeitig im Blick behalten, dass die Zwischenlager keine dauerhafte Lösung sein könnten, sagt König weiter.