Autoknacker in Niedersachsen: Rechtsfreier Raum?
Schneverdingen in der Lüneburger Heide. Eigentlich ein sehr beschaulicher Ort. Doch seit Ende Oktober vergangenen Jahres muss die Polizei fast täglich ausrücken. Denn es werden reihenweise Autos aufgebrochen. Alle Sachen, die nicht fest eingebaut sind, werden gestohlen. Die Masche ist immer gleich: Mit einem Feldstein wird die Scheibe eingeschlagen.
Es handelt sich um eine Serie
Inzwischen sind in Schneverdingen 66 Autos aufgebrochen worden. Und das in nur knapp vier Monaten. Die zuständige Polizeiinspektion Heidekreis teilt Panorama 3 mit, dass es sich bei dieser Serie für Schneverdingen um eine Ausnahme handelt. Gerade deswegen sind die Bürger im Ort sehr verunsichert. "Man überlegt schon, wo man sein Auto hinstellt, vor allem, das man nichts drin liegen lässt, es darf ja nicht mal eine Jacke oder ein Turnbeutel vom Kind drinliegen" erzählt uns eine Frau auf dem Wochenmarkt. Und eine andere Frau sagt: "Wir sind der Meinung, dass wir polizeilich unterbesetzt sind. Da es in erster Linie nachts passiert und die Polizei zu wenig präsent ist, ist das nicht sehr schön."
Es gibt einen dringenden Tatverdächtigen
Die Polizei in Schneverdingen hat Verständnis für die Bürger. "Natürlich ist das blöd für uns, weil die Bevölkerung nicht mitkriegt, wie wir arbeiten und woran wir arbeiten", sagt Dienststellenleiter Peter Hoppe. Aber so sei die Ermittlungsarbeit, man müsse die Fälle erst ordentlich ausermitteln, um bei der zuständigen Staatsanwaltschaft einen Haftbefehl zu beantragen.
Dabei gibt es bereits seit November einen dringenden Tatverdächtigen. Denn einmal wurde der Täter sogar auf frischer Tat ertappt. Aber die Polizei musste ihn trotzdem wieder laufen lassen. Die Tat alleine reichte nicht aus, um ihn festzuhalten. Seitdem verdichtet sich die Ermittlungsarbeit auf diese eine Person. Dienststellenleiter Peter Hoppe kommentiert gegenüber Panorama 3: "Wir sind der großen Überzeugung, dass er zu dem Gesamtkomplex als Täter in Frage kommt."
Staatsanwaltschaft unternimmt nichts
Ein Verdacht, der sich in der Kleinstadt schnell rumspricht. Einbruchsopfer Erich Gevers hat es sogar direkt von der Polizei gehört: "Die Polizei ist ja hier gewesen. Die haben gesagt, sie hätten einen Verdächtigen, aber sie können keinen festnehmen, weil man das nicht beweisen kann." Für ihn frustrierend: bei ihm hat der Täter sogar zwei Scheiben eingeschlagen. Ein Sachschaden von ca. 1.200€. Gestohlen wurde bei ihm zum Glück nur eine Sporttasche.
Die zuständige Staatsanwaltschaft in Lüneburg kann auf die Panorama 3 Fragen, warum sich dieser Fall so hinzieht, keine Auskunft geben. Die zuständige Sachbearbeiterin sei erkrankt.
Währenddessen aber wurden in Schneverdingen weiter Autos aufgebrochen. "Steht ja heute gerade wieder in der Zeitung. Mittwoch zwei kaputt, Dienstag eines kaputt, am helllichten Tag. Wann das mal aufhört mit dieser Serie. Der macht ja anscheinend immer weiter", wundert sich Erich Gevers.
Am 20. Februar wurde gegen den potentiellen Autoknacker Haftbefehl erlassen.