Antisemitismus: Meldestelle erfasst 100 Vorfälle in Niedersachsen
Die Behörden in Niedersachsen haben im vergangenen Jahr 100 judenfeindliche Vorfälle registriert. Das Spektrum reicht von beleidigenden Bemerkungen bis hin zu gewalttätigen Angriffen.
Die Zahl der Vorfälle lag niedriger als im Jahr davor. Im Jahr 2021 wurden inklusive Nachmeldungen 138 Vorfälle in Niedersachsen gezählt. Nach Angaben der Recherche- und Informationsstelle Antisemitismus (RIAS) könne aus dem Rückgang aber nicht geschlossen werden, dass die Judenfeindlichkeit in Niedersachsen abgenommen hat. Ursächlich sei vielmehr, dass es im Vergleich zu 2021 weniger Versammlungen im Zusammenhang mit der Corona-Pandemie und mit der Eskalation im israelisch-palästinensischen Konflikt gegeben habe. Dies seien "antisemitische Gelegenheitsstrukturen" gewesen.
Antisemitismus: "Täglich Anfeindungen und Bedrohungen"
86 Prozent der Fälle wurden laut dem RIAS-Bericht für das Jahr 2022 als "verletzendes Verhalten" eingestuft. Hinzu komme eine erhebliche Dunkelziffer an Vorfällen. "Die Tatsache, dass jüdische Menschen täglich auch in Niedersachsen Anfeindungen und Bedrohungen ausgesetzt sind, ist inakzeptabel und darf keinesfalls als normal oder alltäglich betrachtet werden", warnte RIAS-Projektleiterin Katarzyna Miszkiel-Deppe.
Erstmals Vorfälle extremer Gewalt erfasst
Erstmals wurden in Niedersachsen auch zwei Vorfälle extremer Gewalt erfasst: In einem Fall wurde laut Bericht bei einer Versammlung ein schwer behinderter Teilnehmer eines Gegenprotests angegriffen, der eine israelische Fahne hielt. Er wurde zu Boden gedrängt und verlor das Bewusstsein.