Andere Lehrer an Grundschulen schicken? Eher skeptische Reaktionen
Der Verband der Schulleiter in Niedersachsen will alle Stellen an Grundschulen voll besetzen. Dafür sollen Lehrkräfte von anderen Schulformen abgezogen werden. Die Reaktionen darauf sind gemischt.
Stefan Störmer, Vorsitzender der niedersächsischen Bildungsgewerkschaft GEW, ist davon überzeugt, dass die Idee besser sei, als den Unterricht in den Grundschulen ausfallen zu lassen. Denn auch die Lehrkräfte, die regulär an Grundschulen unterrichten, dürfen aus seiner Sicht nicht überlastet werden. Louisa Basner vom Landesschülerat findet, dass der Vorschlag nicht tauge. Denn wenn Lehrkräfte von Schulen abgezogen werden, fehlten sie auch an diesen Schulen. Und es falle ohnehin viel Unterricht aus, so Basner. Auch einige Schulleiterinnen und Schulleiter stehen dem Vorschlag skeptischer gegenüber: Aus ihrer Sicht müssen sich die Lehrkräfte zur Schule zugehörig fühlen. Und das sei schwierig, wenn sie an eine andere Schulform abgeordnet werden.
"Ohne gute Grundschulbildung können wir einpacken"
Eingebracht hatte den Vorschlag der Schulleitungsverband Niedersachsen. Auf der Herbsttagung am Donnerstag wurde darüber debattiert. Dem Verband ging es darum, dass immer weniger Grundschülerinnen und Grundschüler nach der vierten Klasse ausreichend lesen, rechnen und schreiben können. Zuletzt zeigte das der IQB-Bildungstrend. Dabei komme es auf diese Basiskompetenzen für eine gute Schulbildung an, hatte René Mounajed, Vorsitzender des Schulleitungsverbandes, dem NDR Niedersachsen vorab gesagt. "Ohne gute Grundschulbildung können wir einpacken." Er fordert deshalb, dass Lehrkräfte von anderen Schulformen abgezogen werden, um so die Lücken an den Grundschulen zu stopfen. Das bedeutet, dass das Personal an den anderen Schulformen fehlt. Mounajed sagt aber auch: "Der Brand muss jetzt gelöscht werden."
Vorschlag soll im Kultusministerium diskutiert werden
Marco Hartrich, Staatssekretär im niedersächsischen Kultusministerium, vertrat auf der Tagung die erkrankte Ministerin Julia Willie Hamburg (Grüne). Er betonte: Es gebe nicht die eine Idee, die alle Probleme löst. Er will den Vorstoß des Schulleitungsverbandes aber im Ministerium diskutieren. Ob dieser aber genau so umgesetzt wird, dürfte eher unwahrscheinlich sein - nicht zuletzt wegen der zu erwartenden Proteste der Eltern.
"Schulleitungen an der Belastungsgrenze"
Zudem geht es dem Schulleitungsverband darum, die Schulleitungen aller Schulformen zu entlasten. Laut Mounajed hat sich die Zahl der Aufgaben in den vergangenen Jahren verdichtet. Personalmangel, Inklusion, anspruchsvollere Schülerinnen, Schüler und Eltern - das koste Zeit. Verstärkt werde das durch die hohen bürokratischen Pflichten. "Das macht den Schulleitungsberuf unattraktiv. Wir sind ja am Ende alle auch gern Pädagoginnen und Pädagogen." Konkret fordert der Schulleitungsverband deshalb Assistenzen für die Leitungen. Aber auch eine Ausbildung, die werdende Schulleiter auf die Aufgaben vorbereitet. Immerhin sind einige Schulleiterinnen und Schulleiter für mehr als 1.500 Schülerinnen und Schüler und die dazugehörigen Lehrkräfte zuständig. "Das ist so, als würde man ein Unternehmen führen", sagt Mounajed. Außerdem fordert der Verband, dass auch Schulleitungen eine Personalvertretung bekommen, also eine unabhängige Stelle, an die sie sich bei Problemen wenden können. Für Lehrkräfte gibt es die bereits.
Jedes Jahr kommen die Schulleiterinnen und Schulleiter in Celle zur Herbsttagung zusammen, um über die großen politischen Themen zu sprechen.