Ärztegewerkschaft sagt Warnstreik an kommunalen Krankenhäusern ab
Ab Mittwoch wollten Klinikärzte auch in Norddeutschland für drei Tage ihre Arbeit niederlegen. Jetzt hat der Marburger Bund die Streiks vorerst abgesagt. Es könnte eine Einigung im Tarifstreit geben.
Der Ausstand werde zunächst aufgeschoben, teilte der Marburger Bund am Dienstagmorgen mit. Nach erneuten Gesprächen zwischen der Ärztegewerkschaft und den Arbeitgebern habe man sich in der Nacht zu Dienstag auf ein Paket geeinigt, sagte der Geschäftsführer des Landesverbands Bayern, Klaus-Martin Bauer. Dieses werde jetzt den Mitgliedern der Gewerkschaft zur Urabstimmung vorgelegt.
Bis Mitte Februar kein Warnstreik
Das Sondierungsergebnis sei ein substanzieller Fortschritt gegenüber dem bisherigen Verhandlungsstand, sagte die erste Vorsitzende des Marburger Bundes, Susanne Johna. Jetzt sei es an den Mitgliedern darüber zu entscheiden, ob das Ergebnis ein tragfähiger Kompromiss sein könne. Die Organisation der Urabstimmung laufe bereits. Mit einem Ergebnis könne bis spätestens Mitte Februar gerechnet werden. Bis dahin wolle die Ärztegewerkschaft auf Arbeitskampfmaßnahmen verzichten.
30 Monate Tariflaufzeit
Laut dem Marburger Bund sieht das Paket für die mehr als 61.000 Ärztinnen und Ärzte an kommunalen Krankenhäusern Gehaltssteigerungen um acht Prozent in drei Schritten vor. Zudem sollen die Zulagen für Schichtarbeit und Wechselschichtarbeit vereinheitlicht und angehoben werden. Bestehende Regelungen, die den Anspruch auf Zulagen und Zusatzurlaub für Schichtarbeit begrenzten, sollten entfallen. Die Tarifeinigung habe eine Laufzeit bis zum 31. Dezember 2026.
Eine merkliche Verbesserung, aber noch kein Systemwechsel
Das vorliegende Ergebnis sei zwar noch kein Systemwechsel, aber eine merkliche Verbesserung gegenüber dem Status quo, hieß es von der Ärztegewerkschaft. Die Vereinigung der kommunalen Arbeitgeberverbände (VKA) bezeichnete die Einigung als "Durchbruch". Das Paket trage sowohl den berechtigten Interessen der Ärztinnen und Ärzte als auch der schwierigen wirtschaftlichen Situation der kommunalen Krankenhäuser Rechnung, sagte der Verhandlungsführer der VKA, Dirk Köcher. Zudem gebe die Laufzeit von 30 Monaten allen Beteiligten Planungssicherheit.
Warnstreikaufruf nach erfolglosen Tarifverhandlungen
Der Marburger Bund fordert unter anderem eine Gehaltserhöhung von 8,5 Prozent innerhalb eines Jahres, eine bessere Vergütung für Ruf- und Bereitschaftsdienste sowie eine Reform der Schicht- und Wechselschichtarbeit, um die Belastungen im Arbeitsalltag zu senken. Die Arbeitgeberseite hatte die Forderungen der Gewerkschaft vor dem jetzt ausgehandelten Paket als "nicht finanzierbar" bezeichnet. Sie hatte ein Gehaltsplus von lediglich 5,5 Prozent angeboten.