375 Cold Cases in Niedersachsen - werden sie noch aufgeklärt?
Die Tötungsdelikte und Vermisstenfälle sind Jahrzehnte alt - warum die Ermittler sie trotzdem nicht zu den Akten legen.
"Cold Case Uta Flemming: Polizei findet möglichen Zeugen" oder "Cold Case Gitta Schnieder: Polizei prüft erneut Lohberger Forst" - bei solchen Überschriften aus Niedersachsen keimt immer wieder Hoffnung auf, die Taten mehr als 30 Jahre später noch aufzuklären. Ermittler nehmen sich sogenannte "Cold Cases" regelmäßig vor, um doch noch Gewissheit zu bekommen.
328 Tötungsdelikte, 47 Vermisstenfälle
Das Innenministerium in Niedersachsen zählte zuletzt 375 solcher Fälle im Bundesland. Die Cold Cases sind oft ungeklärte Tötungsdelikte oder Vermisstenfälle mit Verbrechenshintergrund. Die Zahl für ungeklärte Tötungen liege bei 328, bei den übrigen Fällen handele es sich um Vermisstensachen, so der Sprecher des Innenministeriums, Oliver Rickwärtz. Die Fallzahl stamme aus dem Jahr 2022 und sei im Vergleich zum Vorjahr unverändert. Für 2023 gebe es noch keine Daten, weil die Erhebung nur einmal jährlich durchgeführt werde.
Cold Case Ulla Lilienthal: Aufruf nach fast 40 Jahren
Erst vor wenigen Tagen hatten sich Ermittler mit Plakaten, Flyern und einer Belohnung von 5.000 Euro an Einwohner der Region Hannover gewandt, um Hinweise zum Mord an einer 15 Jahre alten Schülerin im Jahr 1985 zu erhalten. Der Leichnam der vermissten Ulla Lilienthal war am Nachmittag des 10. Februars 1985 von zwei Spaziergängerinnen gefunden worden.
Andauernde Ermittlungen sind Trost für Angehörige
Für die Bewertung der Arbeit als Erfolg sind aber nicht nur Ermittlung und Verurteilung eines Täters entscheidend, so Rickwärtz. Die Wiederaufnahme von Ermittlungen bedeute für die Familien und Freunde der Opfer häufig, dass die Tat nicht in Vergessenheit geraten ist. Das spende Trost und helfe beim Verarbeitungsprozess. Manchmal führe die Bearbeitung eines Falls auch dazu, dass Zusammenhänge mit anderen Verbrechen aufgedeckt würden.
Neue Ermittlungsmethoden versprechen Erfolg
Für eine echte Aufklärung seien vor allem neue technische Möglichkeiten der Forensik von großer Bedeutung, sagte der Ministeriumssprecher. Dazu gehörten weiterentwickelte Methoden der DNA-Analyse, die Digitalisierung alter Ermittlungsakten, um sie durchsuchen zu können, und der sogenannte Airborne-Laserscan. Damit ist das Abtasten des Geländes mit einem Laserstrahl von einem Flugzeug aus gemeint.