Seenotretter, Segler, Fischer: Wann öffnet der Nothafen auf dem Darß?
Erst sollte sie zur neuen Saison öffnen, dann gab das Land den Juli als neuen Eröffnungstermin für Seebrücke und Inselhafen aus. Aber auch das wird nicht zu halten sein. Die Gründe dafür waren im Vorfeld nicht abzusehen.
720 Meter - fast doppelt so lang wie die alte und gut 200 Meter länger als die Seebrücke in Heringsdorf (Landkreis Vorpommern-Greifswald) - so lang wird die neue Seebrücke mit Inselhafen in Prerow (Landkreis Vorpommern-Rügen), und damit ist sie die längste Brücke im Ostseeraum. "Ich sehe die Seebrücke als Promenade auf dem Wasser. Man hat das Gefühl, auf hoher See zu stehen und man kann trockenen Fußes da hinlaufen", sagt René Roloff (Wählergemeinschaft Prerows Zukunft). Er hat das Projekt von Anfang an als Bürgermeister begleitet. Aber noch laufen die Arbeiten. Im Inselhafen haben später 40 Sportboote, drei Fischerboote und der Seenotrettungskreuzer "Nis Randers" Platz.
An beiden Enden wird gebaut
Vor allem an den Enden der Brücke wird noch gearbeitet. An Land lässt die Gemeinde Prerow den Brückenvorplatz neu gestalten. Der Hauptrettungsturm für die Rettungsschwimmer der DLRG ist schon fertig. Es fehlen noch Pflasterarbeiten für die neue Veranstaltungsfläche, erklärt René Roloff, dem vor allem die Sicherheit ein Anliegen war: "Wir haben Flächen entzerrt, damit es keine Engpässe gibt, gerade bei Großveranstaltungen. Der Übergang zum Strand wird etwas größer, sodass wir hier allen Gästen einen schönen und sicheren Platz bieten können." Das Projekt der Gemeinde kostet rund drei Millionen Euro.
360-Grad-Blick auf die Ostsee
Einen schönen Platz finden die Gäste dann auch am anderen Ende der Brücke, 720 Meter auf dem Wasser. Dort im Inselhafen bekommt das Betriebsgebäude seine Fassade aus Lärchenholz. Aus demselben Material ist auch der Belag der Dachterrasse. "Die Besucher haben dann einen 360-Grad-Blick aufs Meer, auf die Küste. Man kann Hiddensee sehen, man kann den Darßer Ort sehen und kann das genießen vom höchsten Punkt des Inselhafens", sagt Ralf Mertz schon voller Vorfreude. Sein Team vom Wasserbau Züblin Rostock setzt alles daran, dass so schnell wie möglich eröffnet werden kann. "Zwei große Bänke mit einer indirekten Beleuchtung sind geplant, um sich hier auch sonnen oder ausruhen zu können von dem langen Weg, den man vom Strand aus bis hierher gegangen ist. Es wird also eine sehr ansprechende und sehr coole Location hier."
Inselhafen als Ersatz für den Nothafen Darßer Ort
Die ersten Gespräche über das Projekt "Inselhafen Prerow" gab es schon 2014, erinnert sich René Roloff. Der Nothafen Darßer Ort in der Kernzone des Nationalparks Vorpommersche Boddenlandschaft sollte zurückgebaut werden. Zwischen Rostock und Stralsund war deshalb ein neuer Nothafen nötig. "Schon um 1910 gab es Überlegungen für einen Inselhafen", berichtet der Bürgermeister. "Es ist erstaunlich, dass es fast eine Blaupause ist für das, was heute gemacht wird."
Baubeginn in Prerow war dann im Sommer 2022. Umweltminister Till Backhaus (SPD) sagte damals: "Die neue Seebrücke und der Hafen sind ja ein Instrument, um die Seenotrettung optimal zu gestalten. Wir müssen mit dem alten Hafen aus der Kernzone des Nationalparks heraus und wir wollen das Wassersportgebiet von Vorpommern weiterentwickeln." Dafür nahm das Land Mecklenburg-Vorpommern rund 46 Millionen Euro in die Hand und wollte schon zu Saisonbeginn 2024 alles in Betrieb nehmen.
Wind und Wellen verzögern die Arbeiten
Von diesem Eröffnungstermin musste man sich bald verabschieden. Auch der neue Termin im Juli wird nicht zu halten sein. Aufseiten der Gemeinde hatten Lieferschwierigkeiten zu Verzögerungen geführt. Beim Inselhafen gab es ein Problem, das so nicht abzusehen war: Sturm und Wetter. "Wir haben des Öfteren festgestellt, dass das Mikroklima zwischen Strand und 750 Metern auf dem Meer draußen ein ganz anderes ist", sagt Ralf Mertz. "Wenn man am Strand noch arbeiten kann, geht das hier draußen bei gewissen Windstärken und Wellenbewegungen nicht mehr." In den zwei Jahren Bauzeit gab es 160 Tage, an denen deshalb nicht gebaut werden konnte.
Eröffnung noch im Sommer?
Einen neuen Eröffnungstermin will das Land erst nennen, wenn alle Bauarbeiten abgeschlossen sind. "Hoffentlich Ende des Sommers", sagt NDR Reporterin Birgit Vitense in der neuen Folge des NDR Podcasts "MV im Fokus". Der Seenotrettungskreuzer "Nis Randers" liegt solange im Hafen von Barhöft in der Gemeinde Klausdorf auf dem Festland.
Was die Seenotretter zu den Bedingungen im neuen Inselhafen sagen, wie die Segelvereine ohne Nothafen zurechtkommen und wie wahrscheinlich es ist, dass bald Fährverbindungen von Prerow nach Dänemark angeboten werden - all das hören Sie in der neuen Folge von "MV im Fokus". Die gibt es ab sofort zum Download unter www.ndr.de/radiomv/podcasts, in der ARD Audiothek und in der NDR MV App.