Ungewisse Zukunft für Biogasanlagen in MV
Wind, Sonne und Biomasse gelten als wichtige Vertreter erneuerbarer Energien. Bei vielen Biogasanlagen läuft allerdings nach 20 Jahren die Förderung nach dem Erneuerbare-Energie-Gesetz (EEG) ab.
Viele der rund 560 Biogasanlagen in Mecklenburg-Vorpommern stehen vor einer ungewissen Zukunft. Wenn nach 20 Jahren die Förderung nach dem Erneuerbare-Energie-Gesetz (EEG) abläuft, müssen sich die Betreiber fragen, ob sich die Anlagen finanziell noch lohnen. "Die Politik hasst Biogas, keine Ahnung warum", behauptet Bernd Pommerehne. Gemeinsam mit seinen beiden Brüdern betreibt er drei Biogasanlagen in Lüchow bei Altkalen (Kreis Rostock). Die erste Anlage haben sie 2004 gebaut, die anderen 2009 und 2011. "Damals war das gewollt. Da konnte man auch gut davon leben", inzwischen aber bekomme er damit nicht einmal die Grundstoffe finanziert, aus denen Biogas produziert wird. Weil sich die Verstromung nicht mehr lohnt, baut Pommerehne gerade seine Anlagen um. Vom kommenden Jahr an will er sein Biogas ins Erdgasnetz einspeisen, damit es zur Wärmeerzeugung genutzt werden kann.
"Reine Stromerzeugung ist nicht mehr wirtschaftlich"
Vor dem Problem, wie es nach dem Ende der staatlichen Förderung weitergeht, stehen derzeit viele Betreiber von Biogasanlagen, sagt Maik Orth vom Fachverband Biogas MV. Aber eine pauschale Lösung gibt es nicht. Es komme auf den Standort und weitere Rahmenbedingungen an. Wer jetzt schon Strom und Wärme erzeugt, werde wohl auch am Strom festhalten, so Orth - vor allem, wenn Haushalte, Schulen oder andere große Gebäude in der Umgebung damit versorgt werden. Aber "die reine Stromerzeugung ist nicht mehr wirtschaftlich", Anlagen ohne Wärmekonzept würden wahrscheinlich stillgelegt. Dabei könnten Biogasanlagen der Schlüssel in der Energiewende sein, behauptet Orth. Wenn die Sonne nicht scheint und kein Wind weht, komme der Strom aus Biogasanlagen mit ins Spiel. Er kann rund um die Uhr erzeugt werden.
Wärme als Plan B
Die verbleibende Biomasse kann als Dünger verwendet werden, erklärt Dietmar Hocke. Er betreibt den Ostsee-Bauernhof in Kalsow bei Wismar und leitet beim Landesbauernverband den Fachausschuss Erneuerbare Energien. Bei Hocke läuft die EEG-Förderung erst in acht Jahren aus. Dennoch arbeitet auch er schon an einem Plan B. "Ich setze auf jeden Fall auf Wärme. Ob ich dann noch Strom erzeuge, kommt auf die Marktlage an." Die Marktlage abzuwarten, ist wohl auch die Devise vieler seiner Kollegen. "Am Ende muss jeder sehen, was für ihn am wirtschaftlichsten ist."
Bessere Fördermittel für Energiemix notwendig
Die Preise für Lebensmittel seien derzeit hoch, deshalb wäre es auch denkbar, dass die Bauern keinen Mais mehr für Biogasanlagen bauen, "sondern sich wieder ihrem Kerngeschäft widmen: Lebensmittel produzieren", so Hocke. Eine zusätzliche Möglichkeit, die sich für sie bietet, sind Solaranlagen. Für eine Biogasanlage, die zwei Megawatt Strom erzeugt, müssen laut Hocke auf 100 Hektar Rohstoffe angebaut werden. "Wenn ich aber Solaranlagen baue, kann ich dieselbe Menge Strom auf zwei Hektar erzeugen" – und gegebenenfalls auf dem Rest der Fläche Lebensmittel anbauen.
Für Bernd Pommerehne in Lüchow sind Biogasanlagen weiterhin ein wichtiger Bestandteil im Energiemix: "Erneuerbare Energien sind unser großer Schatz. Wir könnten der Welt zeigen, dass es auch ohne fossile Energieträger geht, sogar besser. Die Politik müsste nur endlich die richtigen Rahmenbedingungen schaffen." Damit meint er unter anderem eine finanzielle Förderung und gelockerte Vorschriften für den Betrieb von Biogasanlagen.