"Tante Enso": Hybrid-Supermarkt kommt nach Sukow
Der neue Hybrid-Supermarkt "Tante Enso" soll die Menschen in Sukow künftig rund um die Uhr versorgen. Insbesondere für Rentner und Menschen ohne Auto könnte das ein echter Gewinn sein.
Viele Dörfer in Mecklenburg-Vorpommern haben keinen eigenen Supermarkt mehr. Für Menschen ohne Auto erschwert das jeden Einkauf. Sie sind auf den Bus oder die Hilfe von Nachbarn angewiesen. In der Gemeinde Sukow (Landkreis Ludwigslust-Parchim) wird nun eine neue Einkaufshalle gebaut. Dort soll ab dem nächsten Frühjahr dann rund um die Uhr in einem Hybrid-Supermarkt eingekauft werden können.
Supermarkt nur teilweise mit Personal besetzt
In den Supermärkten von "Tante Enso" gibt es zwei verschiedene Arten von Öffnungszeiten. In den personalbesetzten Zeiten kann jeder einkaufen. Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter stehen an der Kasse und räumen auch die Regale ein. Die Eingangstüren öffnen sich ganz normal. In den Zeiten ohne Personal öffnen sich die Türen nur mit einer Kundenkarte. Die gibt es kostenlos, eine Registrierung und Verknüpfung mit dem Girokonto ist aber erforderlich. Im Supermarkt kann dann ganz normal eingekauft werden. An der Kasse scannen die Kunden ihre Waren selbst und bezahlen mit der Kundenkarte. Im Markt hängen viele Kameras, um mögliche Diebe abzuschrecken.
Supermarkt als Genossenschaft
Der neue Supermarkt ist genossenschaftlich organisiert. 48 davon gibt es bereits in ganz Deutschland. Damit der "Tante Enso"-Laden in Sukow geplant werden konnte, mussten vorher mindestens 300 Einwohner der Gemeinde einen Anteilsschein zeichnen - jeweils im Wert von 100 Euro. Die 300 Anteilsscheine bekamen die Sukower schnell zusammen, mittlerweile sind es sogar noch mehr.
Und die Vorfreude im Dorf ist groß. "Wir sind einfach unfassbar froh, dass hier etwas hinkommt. Kurze Wege, man kann zu Fuß gehen, rund um die Uhr, das ist perfekt", sagt die Sukowerin Franziska Groß. Und ein anderer Einwohner, Jürgen Brückner, erinnert sich an die Vergangenheit: "Das ist wie mit der Konsum-Genossenschaft. Da hatten wir das auch. Da haben wir Marken geklebt und jetzt zeichnen wir Anteilsscheine." Einkaufen können in dem Supermarkt nicht nur Genossenschaftsmitglieder. In den Zeiten mit Personal kann jeder einkaufen, ohne Personal ist die Kundenkarte aber eine Voraussetzung.
Cashback für Mitglieder
Ein weiterer Vorteil für die Genossenschaftsmitglieder: Sie bekommen einen sogenannten Cashback bei ihren Einkäufen - also Geld zurück. Außerdem können sie den Laden mitgestalten, sich an an Umfragen beteiligen und auch bei der Warenauswahl mit einbringen. Für die Teilnahme an Umfragen gibt es dann auch kleine Beiträge, die dem Kundenkonto des jeweiligen Genossenschaftsmitglieds gut geschrieben werden.
Einkaufshalle für mehr als 600.000 Euro
Der erste "Tante Enso"-Laden in Mecklenburg-Vorpommern soll in Sukow in einen Neubau einziehen. Den Bau zahlt die Gemeinde - insgesamt mehr als 600.000 Euro. Etwa ein Viertel des Geldes gibt es als Förderung vom Land Mecklenburg-Vorpommern. Für den Bürgermeister von Sukow, Horst-Dieter Keding (SPD), gehört der Supermarkt zur Daseinsvorsorge. Durch einen Supermarkt im Ort soll es älteren Menschen ermöglicht werden, länger in der Gemeinde und in ihrem Eigenheim zu bleiben. Auch wenn sie nicht mehr mobil seien. Sukow hat seit knapp acht Jahren keinen Supermarkt mehr.
Ein weiterer Plusplunkt für die Gemeinde: neue Arbeitsplätze. Denn wie in jedem Supermarkt gibt es auch bei "Tante Enso" einen Filialleiter oder eine Filialleiterin und Mitarbeiterinnen sowie Mitarbeiter für die Kasse oder auch zum Einräumen der Ware. Das Personal soll dabei aus dem Umland kommen. Für Sukow gibt es laut Bürgermeister Keding schon Pläne, wer in dem neuen Markt Arbeit finden könnte.
"Teilhaberinnen und Teilhaber werden Stammkunden"
Im Interview mit NDR MV Live sagte Thorsten Bausch, Geschäftsführer von "Tante Enso", er sehe die genossenschaftliche Organisation der Läden als einen der wichtigsten Punkte an dem Geschäftskonzept. Besonders für kleine Gemeinden solle sich diese Genossenschafts-Idee lohnen, da Teilhaberinnen und Teilhaber mehr als das doppelte an Umsatz machen, als andere Kunden. In Sukow plant "Tante Enso" einen zehn Jahres Mietvertrag mit der Gemeinde abzuschließen, auch mit einer Verlängerungsmöglichkeit. Eine Bestandsgarantie bestehe aber nicht.