Staubexplosion im Holzwerk Wismar: Fachleute suchen Ursache
Im Holzverarbeitungswerk Egger in Wismar hat es am Dienstagabend eine Staubexplosion gegeben. Eine große Rauchwolke stand über der Stadt, zahlreiche Rettungskräfte und ein Hubschrauber waren im Einsatz. Am Mitttwochmittag war der Brand laut Feuerwehr gelöscht.
Die Explosion ereignete sich in dem Produktionsbereich, in dem OSB-Platten hergestellt werden. Das bestätigte der Geschäftsführer des Egger-Werkes. Geschäftsführer Ralf Lorber zufolge verfügt das Werk über eine moderne Absauganlage für Staub, die die Gefahr von Verpuffungen unterbinden soll. Warum dies nicht funktioniert hat, das soll ein Brandursachenermittler klären. Nach Angaben der Polizei hat es zwei Leichtverletzte gegeben, eine Person musste im Krankenhaus behandelt werden, konnte die Klinik den Angaben zufolge aber schon wieder verlassen. Außerdem erlitten nach Angaben der Stadt Wismar einige Mitarbeiter einen Schock. Bei den Löscharbeiten kam es zu einer moderaten Rauchentwicklung. Für die Umgebung bestand keine Gefahr, hieß es.
Schaden in Millionenhöhe
Am Dienstag waren bis in die Nacht mehr als 200 Einsatzkräfte der Berufsfeuerwehr Wismar und der freiwilligen Feuerwehr Neukloster, Friedenshof, Altstadt und Neu Kaliß im Einsatz, so die Stadt Wismar. Der Knall durch die Explosion war offenbar in weiten Teilen Wismars zu hören. Die Polizei geht von einem Schaden in Höhe von einer Million Euro aus. Einem Sprecher des Egger-Werkes zufolge steht eine genaue Schätzung der Schadensumme des Unternehmens selbst noch aus.
Zweiter Vorfall in einer Woche
Bereits am Sonnabend kam es in den Werken von Egger zu einem Brand. Ersten Erkenntnissen zufolge war es am späten Abend in der vollautomatischen Anlage eines Faserplattenwerks zu einer Verpuffung gekommen, wie die Polizei mitteilte. Dadurch sei ein Feuer in einem Turm des Werks ausgebrochen. Aufgrund der Rauchentwicklung wurde auch eine weitere Halle beschädigt. Verletzt wurde niemand.
Schutzmaßnahmen im Holzcluster Wismar ausreichend?
Ein Egger-Sprecher versicherte gegenüber dem NDR MV, man tue "alles Mögliche für sie Sicherheit". Neben einem eigenen Brunnen und mehreren Löschteichen auf dem Gelände gebe es Sprinkleranlagen, die beim Vorfall am Dienstag auch angesprungen seien. Außerdem betont das Unternehmen, auch wenn es keine eigene Werkfeuerwehr gebe, habe man innerhalb des Werkes ausgebildete Brandschutzhelfer im dreistelligen Bereich, die beim THW oder den freiwilligen Feuerwehren ehrenamtlich tätig seien.
Werksfeuerwehr "gesetzlich nicht vorgeschrieben"
Anwohner sprachen sich in einer Straßenumfrage des NDR MV Live Reporterteams im alten Holzhafen Wismar für eine Werksfeuerwehr nach dem Vorbild der MV-Werften aus. Bei einem solch großen holzverarbeitenden Werk sei es "unverständlich", dass man sich "immer auf die Feuerwehren der Stadt verlasse", hieß es dort. Die Stadt Wismar antwortete auf Anfrage von NDR MV Live, das Werk habe keine Werksfeuerwehr, weil es gesetzlich nicht vorgeschrieben sei. Anders sieht es beispielsweise auf der Wismarer Werft aus. Dort habe man zwar weniger Beschäftigte als das Egger-Werk, aber seit Jahren eine eigene Werksfeuerwehr. Sowohl die Stadt Wismar, als auch Egger selbst lobten die "effektive Rettungskette" der Berufsfeuerwehr und der umliegenden freiwilligen Feuerwehren, die im Falle solcher Explosionen oder eines Brandes in Gang gesetzt wird.
Einer der größten Arbeitgeber der Region
Egger produziert vor allem OSB-Spanplatten für den Hausbau und Fußbodenlaminat. Der österreichische Holzwerkstoffhersteller ist seit 1999 in Wismar angesiedelt, beschäftigt laut eigenen Angaben etwa 1.000 Menschen, und gehört somit zu den größten Arbeitgebern im Nordwesten Mecklenburg-Vorpommerns. Das Industriegebiet Haffeld - bestehend aus Egger, Hüttemann GmbH und dem Sägewerk KNT - wird auch das Wismarer Holzcluster genannt.